Aktuelles · Gesundheitsförderung 26. Januar 2018 · HO

Mit Begeisterung für gesunde Ernährung

Monika Steiner (53), Köchin im FRÖBEL-Kindergarten Pusteblume in Bergisch-Gladbach, verwöhnt seit 16 Jahren Kinder und Team mit leckeren Vollwertgerichten. Kochen für Kinder bedeutet für die ausgebildete Kräuterfachfrau aber sehr viel mehr - im Interview erzählt sie von einem überraschend vielseitigen Job.

Frau Steiner, Sie sind ausgebildete Köchin – warum kochen Sie in der Kita?

Meine Ausbildung habe ich im Casino des TÜV Rheinland absolviert. Das war ein sehr spannender Ausbildungsplatz, denn es gab dort sowohl eine Kantine mit Buffets, ein Konzept, das damals gerade erst im Kommen war, als auch eine gehobene Restaurantküche für das Management und Gäste. Später arbeitete ich in der Restaurantküche eines Senior*innenwohnheims und der Kantine einer Versicherung, schließlich wechselte ich in eine Kita eines anderen Trägers. Seit über 16 Jahren arbeite ich nun im FRÖBEL-Kindergarten Pusteblume. Eine Tätigkeit in der klassischen Gastronomie kam für mich wegen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht in Frage - ich hatte damals ja selbst kleine Kinder. Irgendwie ein Glücksfall, denn in der Kita, besonders in unserer Einrichtung, gefällt es mir ausgesprochen gut!

Sie haben ein Stück Geschichte des Hauses miterlebt, z.B. die Übernahme durch FRÖBEL vor knapp neun Jahren. Was bedeutete das für Ihre Arbeit?

Die größte Veränderung im Haus war sicherlich die Einführung der offenen Arbeit. Für mich bedeutete das insofern eine Umstellung, als ein Kindercafé eingerichtet wurde, in dem die Kinder nun nacheinander in Gruppen mit jeweils 20 Kindern essen - früher aßen sie zeitgleich in ihrem jeweiligen Gruppenraum. Der organisatorische Aufwand wurde für mich dadurch größer, aber es hat den großen Vorteil, dass ich mehr Kontakt zu den Kindern habe. Während der Mahlzeiten bin ich oft im Kindercafé und bekomme so direktes Feedback zum Essen.
Da ich sehr neugierig bin, bilde ich mich ständig fort - FRÖBEL unterstützt das. So profitiere ich von den Seminaren im FRÖBEL-Fortbildungsprogramm und werde für eigene Fortbildungen bei Bedarf freigestellt.

Sie sind ausgebildete Kräuterfachfrau - wie können Sie diese spezielle Expertise in der Kita einbringen?

Meine Motivation für die Ausbildung war tatsächlich, mir Wissen über Pflanzen anzueignen. Ich habe gelernt, ätherische Öle, Tinkturen und Tees herzutellen, welche Heilungseigenschaften Wildkräuter besitzen - geriebener oder gekauter Spitzwegerich hilft beispielsweise sehr gut gegen Insektenstiche und wächst überall! - und wie man Kräuter in der Küche verwenden kann.
Natürlich wollte ich die Kinder an meiner Begeisterung teilhaben lassen. Leider ist unser Außengelände sehr klein, für Beete oder gar einen Gemüseacker ist kein Platz. Also haben wir Pflanzkübel besorgt, und mein Mann hat mit den Eltern aus Holz Hochbeete gebaut. Hier kultivieren wir gemeinsam mit den Kindern die Pflanzen, die sie sich wünschen. Klare Favoriten sind Zuckererbsen und Schnittlauch. Die Kinder sind sehr experimentierfreudig, sie probieren gern direkt von den Pflanzen.
Unsere Einrichtung ist mitten in einer Hochhaussiedlung, aber mindestens einmal in der Woche gehen die Kinder in den nahen Königsforst oder in den Park Saaler Mühle. Für mich ist es ein echtes Highlight, wenn sie von ihren Ausflügen “unbekannte” Kräuter oder Pflanzen mitbringen, die sie mit mir gemeinsam bestimmen möchten. Ich denke, ich kann ihnen so auch Wertschätzung gegenüber der Natur vermitteln.

Was essen die Kinder in der "Pusteblume" am liebsten?

Pizza Margherita und Nudeln mit Tomatensoße, da sind sie wie die meisten Kinder! Allerdings gibt es bei uns nur vegetarische Vollwertkost, das heißt Pizza mit Vollkornteig und Vollkornnudeln. Sie lieben außerdem mein Hirse-Gemüse-Gratin, Spinatauflauf und gekochten Kohlrabi, dazu Salat. An Rohkost kann man den kleineren Kindern sehr gut Salatkurke, Möhren oder saure Gurken anbieten, die größeren Kinder sind da etwas kritischer. Zum Nachtisch gibt es Obstsalat, Obstspieße, Naturjoghurt oder Quark mit Früchten, Eis aus gefrorenem Trauben- oder Orangensaft, manchmal auch selbstgebackene Kekse. Zum Frühstück gibt es selbstgebackenes Brot und Brötchen, das mögen alle gern.

Dürfen die Kinder den Speiseplan mitgestalten?

Natürlich berücksichtige ich die Wünsche der Kinder. Da ich eher kurzfristig plane, kann ich darauf flexibel reagieren. Die Kinder sehen dann im Speiseplan, wann es ihr Lieblingsessen gibt. Es gibt dafür aber bislang keinen festen Rahmen - die größeren Kinder besuchen mich in der Küche oder sprechen mich während des Mittagessens an. Im Oktober mache ich eine Fortbildung des FRÖBEL-Bildungswerks zum Thema "Speiseplangestaltung mit Kindern", um Anregungen und Ideen zu bekommen, wie wir Partizipation beim Thema Essen noch strukturierter umsetzen können.

Wie gehen Sie mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten bei Kindern um?

Durch meine Fortbildung zum Umgang mit Allergien bin ich darauf gut vorbereitet. Seit knapp vier Jahren betreuen wir einen Jungen mit Zöliakie, das war zunächst schon eine Herausforderung. Gemeinsam mit den Eltern und dem Kinderarzt haben wir intensiv beraten, wie wir sicher stellen können, dass der damals Zweijährige kein Gluten zu sich nimmt. Wir haben eine schriftliche Vereinbarung getroffen und ich habe mein Wissen an das Team weitergeben und Aushänge angefertigt mit klaren Regeln. Ich koche für den Jungen extra, achte aber darauf, dass er das gleiche oder ähnliches Essen bekommt wie die anderen, z.B. eine Pizza aus Buchweizenteig. Ich mache davon immer etwas mehr, damit er mit anderen Kindern teilen kann. Der Junge kommt nun in die Schule und weiß genau, wie er sich verhalten muss, um gesund zu bleiben. Darauf sind wir schon stolz!

Haben Sie häufig Kontakt zu Eltern?

Ja, ich habe einen guten Draht zu den Eltern und werde oft um Rat gefragt, wenn Kinder zuhause beispielsweise kein Gemüse essen möchten. Ich biete auch individuelle Ernährungsberatung an, besuche Familien zuhause und bringe z.B. bei einem Eisenmangel Rezepte für eisenhaltige Gerichte mit. Das mache ich ehrenamtlich, wer möchte, spendet dafür einen Betrag an den Kindergarten. Im Kindergarten veranstalten wir mit den Eltern regelmäßig ein Fest unter dem Motto "Ernährung und Bewegung" mit Ständen, an denen wir Spiele anbieten und gesundes Vollwertessen zubereiten. Vor ein paar Jahren habe ich gemeinsam mit dem Elternrat ein Kochbuch zusammengestellt, das die Eltern kaufen konnten. Ich denke, so konnten wir bei einigen Eltern Interesse für Vollwertkost wecken und Vorurteile aus dem Weg räumen. Am 1. Februar informiere ich im Rahmen der FRÖBEL-Elternakademie zum Thema "Gesunde Ernährung" bei uns im Haus.

Was gefällt Ihnen am besten an Ihrem Job?

Im Gegensatz zu einer klassischen Restaurantküche habe ich hier ganz viel Kontakt zu meinen "Gästen", die ich natürlich alle mit Namen kenne - und ihr Feedback ist immer absolut ehrlich. Für die Vorschulkinder biete ich die "Kleine Kochschule" an. Die Kinder helfen beim Vorbereiten des Mittagessens, kneten Teig, formen Brot und Brötchen, schnippeln Gemüse und rühren Quark für den Nachtisch. Manche hatten zuvor noch nie ein Messer in der Hand, und ich freue mich mit ihnen über ihre Erfolge. Natürlich hätte ich gern mehr Zeit für solche Aktionen, aber bei einer Teilzeitstelle habe ich nur 4,5 Stunden pro Tag Zeit für die Zubereitung von Frühstück und Mittagessen für 60 Kinder und das Team, da muss ich wirklich gut planen.
Mein Job ist vielseitig und ich kann meine Begeisterung für gesunde Ernährung teilen. Sogar Praktikant*innen, die als Kinder selbst die Einrichtung besuchen, erinnern sich mit Freude an das Essen - was will ich mehr? 


Kochen für Kinder könnte Ihnen gefallen? im FRÖBEL-Jobportal finden Sie regelmäßig aktuelle Stellenangebote für Küchenkräfte! 

Und wer jetzt Appetit bekommen hat - hier gibt es das Rezept für Lieblingsessen No. 3 der Kinder im FRÖBEL-Kindergarten Pusteblume:

Hirse-Gemüse-Gratin (PDF; 170 KB)