Positionspapier

Kita-Fachkräfte bei hohem Infektionsgeschehen schützen

Seit Beginn der Covid-19-Pandemie setzen sich Kita-Fachkräfte in ganz Deutschland dafür ein, dass Kinder auch in dieser Jahrhundertkrise ihr Recht auf Bildung wahrnehmen können.

Dafür zahlen sie einen hohen Preis: Die Gesundheit der Kita-Beschäftigten ist durch das große Infektionsrisiko massiv gefährdet. Und ein hoher coronabedingter Krankenstand setzt auch die gesunden Fachkräfte in den Einrichtungen zunehmend unter Druck. Deshalb fordert Fröbel die Verantwortlichen in Bund und Ländern auf zu handeln. Zwei Dinge sind mit Blick auf die Gesundheit unserer Kita-Fachkräfte jetzt besonders wichtig: Kita-Fachkräften so schnell wie möglich eine Impfung anzubieten und Eltern durch die temporäre Aussetzung der Kita-Beiträge dabei zu unterstützen, ihre Kinder (weiter) zuhause zu betreuen.

1. Kita-Fachkräfte so früh wie möglich impfen

Zwischen März und Oktober 2020 entfielen die meisten Krankschreibungen im Zusammenhang mit Covid-19 auf Menschen, die beruflich Kinder betreuen. Das belegt eine Analyse des Wissenschaftliches Instituts der AOK (WidO), für die die Arbeitsunfähigkeitsmeldungen der Mitglieder ausgewertet wurden. Mit 2.672 entsprechenden Krankschreibungen pro 100.000 Beschäftigten lagen Kinderbetreuerinnen und Kinderbetreuer um mehr als das Doppelte über dem bundesweiten Durchschnitt – und sogar über den Gesundheits- und Pflegefachkräften.

Die Berufsgruppe Kita-Fachkräfte ist damit stärker von Erkrankungen betroffen als in einer vorangegangenen Auswertung, die nur den Zeitraum von März bis Mai 2020 abdeckt. Das Institut führt dies auf die Entscheidung der Politik zurück, die Kitas im Gegensatz zum ersten Lockdown um jeden Preis offen zu halten. Nun haben dieselben Verantwortlichen entschieden, dass Kita-Fachkräfte erst in der letzten von drei priorisierten Bevölkerungsgruppen geimpft werden sollen – gemeinsam mit den Beschäftigten im Lebensmittel-Einzelhandel und nach den Polizei- und Ordnungskräften, die bereits in der zweiten Gruppe dabei sein werden.

In der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) aus dem Dezember waren die Prioritäten noch andere: Hier sollten die Erzieherinnen und Erzieher in der vorletzten von insgesamt fünf zu priorisierenden Gruppen an der Reihe sein – noch vor den beiden oben genannten anderen Berufsgruppen.

Sicherlich haben es sich weder die Mitglieder der Ständigen Impfkommission noch die Verantwortlichen im Gesundheitsministerium einfach gemacht, als sie ihre Strategien ausgearbeitet haben. Und es gibt kein Argument dafür, dass sich eine bestimmte Berufsgruppe eher der Gefahr einer Covid-19-Erkrankung aussetzen soll als eine andere. Es gibt aber Erwerbstätigkeiten, bei denen das Risiko einer solchen Erkrankung signifikant höher ist als bei anderen, wie die oben genanntem Zahlen verdeutlichen. Qualitativ hochwertige pädagogische Arbeit braucht notwendigerweise Nähe zu den Kindern. Risikolos möglich wird diese nur durch eine Impfung. Das muss in einer Impfstrategie berücksichtigt werden.

Vor dem Hintergrund der neuen Erkenntnisse aus der WidO-Analyse fordern wir deshalb eine Neubewertung bei der Impf-Priorisierung von Kita-Fachkräften. Damit schützen wir ihre Gesundheit und die der Menschen, mit denen sie täglich in Kontakt sind.

2. Bundesweite Beitragsfreiheit, damit Eltern Kinder weiter zuhause betreuen

Anders als im ersten Lockdown entscheidet aktuell nur noch in manchen Regionen der Beruf der Eltern darüber, ob ein Kind sein Recht auf frühe Bildung wahrnehmen kann. Andernorts sollen Eltern ihren Kita-Platz nur dann in Anspruch nehmen, wenn es gar nicht anders geht.

So begrüßenswert Regelungen wie die letztgenannte mit Blick auf die Bedürfnisse von Kindern und ihren Familien auch sind – sie basieren ausschließlich auf dem Verantwortungsbewusstsein und auch auf der Freiwilligkeit der Eltern. Wenn man seitens der Politik den guten Willen der Kita-Eltern einfordert, ist man gut beraten, sie dafür nicht auch noch zur Kasse zu bitten. Einige Kommunen und Bundesländer haben das bereits erkannt und angekündigt, die Beiträge für diejenigen, die keine Notbetreuung in Anspruch nehmen, zu erstatten.

Die Ministerpräsidenten müssen jetzt gemeinsam dafür sorgen, dass kein regulativer Flickenteppich entsteht, weil jede Kommune anders mit dem Thema umgeht. Kita-Beiträge müssen da, wo sie anfallen auch zurückerstattet werden. Eine bundesweit einheitliche Handhabung ist nicht nur fair gegenüber den betroffenen Eltern, sondern auch wegen der pandemiebedingte Personalsituation in den Kitas dringend geboten: Aufgrund hoher Krankenstände und Quarantäneanordnungen arbeiten hier stark dezimierte Teams oft bereits seit Monaten an ihren Belastungsgrenzen.

Der Appell der Politik an die Eltern, ihre Kinder wann immer möglich zuhause zu betreuen, hat vielerorts zunächst für etwas Entspannung gesorgt. Mittlerweile liegt die Auslastung einiger Fröbel-Kitas in Regionen mit entsprechenden Regelungen aber wieder bei über 50 Prozent. Wenn die Eltern weiterhin für ihre Plätze zahlen müssen, wird sich dieser Trend wahrscheinlich fortsetzen – trotz coronabedingter Personalknappheit in den Einrichtungen.

Wir fordern deshalb, dass Eltern, die ihre Kinder zuhause betreuen bundesweit von Kita-Beiträgen befreit werden. Denn wenn sie ihre Kinder auch weiterhin vorrangig zuhause betreuen, leisten sie auch einen Beitrag dafür, dass gesunde Fachkräfte in den Einrichtungen nicht ausbrennen.

Der Fachkräftemangel bei Erzieherinnen und Erziehern war schon vor der Pandemie Realität und wird dies auch danach auf unbestimmte Zeit noch sein. Seit Beginn der Corona-Krise sogen die Kita-Fachkräfte entscheidend mit dafür, dass es in Deutschland trotz allem irgendwie weitergehen kann. Jetzt müssen wir gemeinsam dafür sorgen, dass sie nicht zu den stillen Opfern dieser Pandemie werden.

Hier können Sie unser Positionspapier herunterladen: 

"Kita-Fachkräfte bei hohem Infektionsgeschehen schützen" (19. Januar 2020; PDF)