13. Plenum Frühpädagogik in Berlin
Essen bildet! Mit früher Ernährungsbildung die Welt verändern
Unter dem Titel „Essen bildet! Mit früher Ernährungsbildung die Welt verändern“ brachte das 13. Plenum Frühpädagogik von Fröbel und der Sarah Wiener Stiftung Fachleute aus Politik, Wissenschaft und Praxis zusammen, um über die Bedeutung einer guten Ernährungsbildung in Kitas zu diskutieren.
Die Veranstaltung lockte zahlreiche Gäste aus verschiedenen Bereichen an, darunter Kita-Köchinnen und Köche, Fachleute aus der frühkindlichen Bildung, Vertreterinnen und Vertreter von Institutionen und der Politik. Prominente Gäste waren die Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Ophelia Nick und die renommierte Köchin, Politikerin, Autorin und Ernährungsexpertin Sarah Wiener. Die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch steuerte ein Grußwort bei, in dem sie das sich perfekt ergänzende Engagement für gute Ernährung von Kindern von Fröbel in den Kitas selbst und der Sarah Wiener Stiftung in Form von Bildungsangeboten für pädagogische Fachkräfte lobte.
"Immer mehr Kinder werden in Kitas verpflegt: Rund 2,6 Millionen Unter-Siebenjährige essen dort zu Mittag. Damit ist die Gemeinschaftsverpflegung ein enorm wichtiger Hebel, den wir nutzen können. Wir wollen mehr gutes, das heißt gesundes und nachhaltiges Essen, auf die Kita-Teller bringen, und gleichzeitig die Ernährungsbildung stärken, zum Beispiel mit unserem Bundeszentrum für Ernährung. Zudem fördern wir verschiedenste Projekte, die Erzieherinnen und Erzieher gezielt in praktischer Ernährungsbildung schulen. So wird Wissen vermittelt und ein Umfeld geschaffen, in dem gesundes Essen zur Selbstverständlichkeit wird. Auf diese Weise können wir unsere Kinder wieder mehr begeistern für gute Ernährung. Davon profitieren sie ihr ganzes Leben lang."
Dr. Ophelia Nick, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft
Kochen als "revolutionärer politischer Akt"
Der inhaltliche Teil des Tages begann mit einer engagierten Keynote von Sarah Wiener, die die Frage aufwarf, wie frühkindliche Ernährungsbildung nicht nur die Gesundheit und Teilhabechancen von Kindern, sondern auch die Nachhaltigkeit unseres Planeten fördern kann. Sie betonte, dass Essen mehr sei als Nahrungsaufnahme, sondern etwas viel Größeres. Essen sei Teilhabe, Geschichten erzählen, zuhören, sich selbst und anderen etwas Gutes tun, und also sei es auch Demokratieförderung. Sie beschrieb das Kochen als Aneignung guter Ernährung und kreative Selbstwirksamkeitserfahrung. Gutes Essen sei Bedingung für körperliches und seeliches Wohlbefinden: "Nur wer sich in seinem Körper wohlfühlt, kann für sich einstehen und auch mal seine eigene Meinung gegen eine Mehrheit vertreten." Pädagogische Fachkräfte hätten die wichtige Rolle, Kinder dabei zu begleiten.
Gutes Essen trotz knapper Budgets
Im anschließenden Talk schilderte Fröbel-Geschäftsführer Stefan Spieker, wie gute Ernährung angesichts knapper Budgets funktionieren kann. Schlüssel seien:
- Vermeidung von Abfällen spart Geld und schont Ressourcen,
- Kochen in Orientierung an den DGE-Leitlinien (z.B. Fleischkonsum senken),
- die Verwendung frischer Lebensmittel, die nicht vorkonfektioniert sind ("selbst schnippeln"),
- Frischkochküchen (die für andere Kitas ohne eigene Küche mitkochen) statt externem Catering.
Bei Fröbel kam die Initiative, nachhaltiger, gesünder und besser zu kochen, von den Küchenkräften selbst und stößt daher in den Einrichtungen auf große Offenheit. Außerdem habe die engere Anbindung des Küchenpersonals an das pädagogische Team zu einem Bewusstseinswandel und auch mehr Wertschätzung beigetragen. Auf die Frage, was es braucht, um gute Ernährung in Kitas zu etablieren, hat Spieker eine klare Antwort: "Gute Beispiele und 'schräge Akteure' wie den Acker e.V. und die Sarah Wiener Stiftung, die sich trauen, die Dinge einfach mal anders zu machen."
Die Hände dreckig machen
Tatsächlich konnte Christoph Schmitz, Vorstand des Acker e.V., mit seinem Team bereits 300.000 Kinder und viele pädagogische Fachkräfte für das Ackern begeistert, auffallend viele davon in schwierigen Sozialräumen. "Wenn Kinder sich die Hände dreckig machen, buddeln, säen, Gemüse ziehen, ernten und dann einfach reinbeißen können, weckt das die Begeisterung für Gemüse und stärkt die Verbindung zur Natur", so die Erfahrung. Fröbel-Koch Oliver Zörb stützt dies: "Ich halte es für ein Gerücht, dass Kinder kein Gemüse mögen." Entscheidend sei, in welcher Form man es ihnen anbiete und präsentiere - lieber getrennt nach Sorten auf einem Rohkostteller als gemischt in einheitlicher Konsistenz im Ratatouille.
Kostproben aus der Kita-Küche
Ein Highlight war der Food-Court, auf dem die Gäste in der "Erlebnismittagspause" Spezialitäten aus den Kita-Küchen probieren konnten, darunter Brot, Salate und Aufstriche, alles für gut befunden von den ehrlichsten Gourmets der Welt, den Kindern. Die Vielfalt und Kreativität der Gerichte zeigten eindrucksvoll, wie gesundes und schmackhaftes Essen auch mit knappen Budgets gelingen kann.
Inspiration aus guter Praxis
Am Nachmittag wurde es praktisch: In fünf verschiedenen Workshops wurden Projekte rund um Ernährungsbildung von Kindern vorgestellt und luden zum Mitmachen ein. Im Anschluss gab Sabrina Schweiner, Leiterin der Bauabteilung bei Fröbel, Einblicke in die Herausforderungen bei der Planung von Frischkochküchen für Kitas. Eine Kita-Küche funktioniert nicht ohne bestens qualifiziertes und motiviertes Perosnal: Stefan Mathews, Bereichsleiter Ausbildungsberatung und Ausbildungsmarketing der IHK Berlin, sprach über die Herausforderungen und Chancen bei der Ausbildung von Köchinenn und Köchen in Kitas.
Wie machen wir unsere Kitas zu guten Lernorten für Ernährungsbildung?
Das war Thema des Abschlusstalks, in dem verschiedene Perspektiven zusammengeführt wurden. Prof. (i.R.) Barbara Methfessel, Expertin für Ernährungskultur und Gesundheit, betonte die wichtige Vorbildrolle der pädagogischen Fachkräfte. Die Reflexion unter anderem über das Sprechen über Essen müsste etabliert werden. Christina Mersch, Geschäftsführerin der Sarah Wiener Stiftung, regte an, das Thema Ernährung schon in der Ausbildung aufzuwerten und zum Beispiel gemeinsam mit der IHK die Köchinnen und Köche in Ausbildung mit den angehenden Erzieherinnen und Erziehern zusammenzubringen. Aber wie können möglichst viele Kinder von guter Kita-Ernährung profitieren, und wie kann auch interkulturelle Teilhabe konkret gefördert werden? Fröbel-Geschäftsführer Stefan Spieker plädiert für niedrigschwellige Wege, beispielsweise Familien verschiedener kultureller Herkünfte zu beteiligen, wie es zum Beispiel die Initiative Über den Tellerrand aus Berlin umsetze.
Ernährungsbildung als Zukunftsaufgabe
Die Veranstaltung verdeutlichte einmal mehr, dass Ernährungsbildung ein zentraler Baustein für die frühkindliche Entwicklung ist. Gemeinsam mit der Sarah Wiener Stiftung, dem Kooperationspartner des diesjährigen Plenums, konnte Fröbel zahlreiche neue Impulse setzen und konkrete Lösungsansätze für die Praxis aufzeigen. Das Plenum Frühpädagogik bleibt damit eine wichtige Plattform, um Fachleute aus verschiedenen Bereichen miteinander zu vernetzen und die Zukunft der frühkindlichen Bildung aktiv mitzugestalten. Fröbel bedankt sich bei allen Teilnehmenden und freut sich auf das nächste Plenum im kommenden Jahr!
Alle Bilder: © Fröbel e.V./Bettina Straub