Politik und Gesellschaft 03. April 2025

Brücken bauen zwischen Kita und Schule: Erkenntnisse aus dem Fröbel-Lab

Mehr als eine Vorschule? Im Fröbel-Lab haben 30 Fachkräfte eine Woche lang intensiv daran gearbeitet, wie Kitas den Übergang in die Schule optimal begleiten können – praxisnahe Ideen inklusive!

Eine Woche voller Impulse und Ideen

Vergangene Woche beschäftigten sich 30 Kolleginnen und Kollegen im Fröbel-Lab fünf Tage lang intensiv mit der Frage, wie der Übergang von der Kita in die Grundschule optimal gestaltet werden kann. Besonders im Fokus standen dabei die aktuellen Diskussionen um die Einführung einer „Vorschule“ sowie die bestmögliche Gestaltung des letzten Kita-Jahres.

Die Bedeutung eines gelungenen Übergangs

Der Übergang von der Kita in die Schule ist eine entscheidende Phase in der frühkindlichen Bildung. In einer zunehmend diversen Gesellschaft kommt den Kitas eine immer bedeutendere Rolle zu, insbesondere wenn es darum geht, allen Kindern gleiche Bildungs- und Teilhabechancen zu ermöglichen. Dies stellt die Fachkräfte vor große Herausforderungen. Gleichzeitig ergeben sich wertvolle Möglichkeiten, um Mehrsprachigkeit als Ressource zu nutzen. Parallel steigen die Erwartungen an Kitas, als sichtbare Bildungsakteure aufzutreten und die kindliche Entwicklung transparent zu dokumentieren. Bildungsprozesse, die sich nicht immer sofort erkennen lassen, erfordern neue Formen der Dokumentation und Partizipation, um Familien stärker einzubinden.

Herausforderungen in der Zusammenarbeit zwischen Kita und Schule

Obwohl in den Bundesländern bereits umfassende Bildungspläne für Kitas existieren, bleibt der Übergang in die Grundschule vielerorts eine Schwachstelle. Oftmals fehlt es an klaren Strukturen und Orientierungshilfen für Fachkräfte. Zudem ist die Zusammenarbeit zwischen Kitas und Schulen häufig nicht auf Augenhöhe. Genau hier setzte das Fröbel-Lab an: Wie kann dieser Übergang nachhaltig und vor allem kindgerecht gestaltet werden?

Als bundesweiter Träger steht Fröbel vor der Herausforderung, Kinder bestmöglich auf die Schule vorzubereiten, ohne dabei die Kita in eine Vorschule umzuwandeln. Ist eine sogenannte Vorschule überhaupt notwendig, wenn die gesamte Kita-Zeit bereits eine Vorbereitung auf die Schule darstellt? Welche Schwerpunkte sind für den Übergang entscheidend, und wie kann das letzte Kita-Jahr sinnvoll strukturiert werden, ohne den Bildungscharakter der gesamten Kita-Zeit aus dem Blick zu verlieren?

Ziel: Ein gemeinsamer Orientierungsrahmen

Bis zum Kita-Jahr 2025/2026 soll ein gemeinsamer Orientierungsrahmen für den Übergang entwickelt werden. Dieser soll eine klare Positionierung enthalten, die Handlungskompetenz der Fachkräfte stärken, Bildungsprozesse sichtbarer machen und zu mehr Chancengerechtigkeit für alle Kinder beitragen.

Bildungskonferenz als Perspektivwechsel

Im Höhepunkt des Labs, der fiktiven Bildungskonferenz, nahmen die Teilnehmenden verschiedene Perspektiven ein: Sie schlüpften zusammen mit hochkarätigen Gästen in die Rollen von Kindern, Fachkräften, Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Familien und Schulen. Katharina Günther-Wünsch, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie im Land Berlin vertrat die Kinderperspektive. Ziel des Planspiels war es, die unterschiedlichen Bedürfnisse der beteiligten Akteure zu verstehen und daraus konkrete Lösungen für den Übergang abzuleiten. Die wichtigsten Erkenntnisse dieser Konferenz waren eindeutig:

  • Das Kind muss im Mittelpunkt des Übergangs stehen, mit einer starken Bindung zu den Fachkräften, Eltern und Lehrkräften.
  • Bildungsakteure sollten enger zusammenarbeiten, anstatt sich voneinander abzugrenzen.
  • Eltern müssen als Expertinnen und Experten für ihre Kinder ernstgenommen und gut begleitet werden.
  • Wissenschaftliche Erkenntnisse zur frühen Bildung sollten besser in die Praxis übertragen werden.
  • Kitas und Schulen benötigen personelle Ressourcen, um den Übergang aktiv zu gestalten.
  • Besonders bemerkenswert war das Votum der Fachkräfte für eine dreijährige Kitapflicht, um allen Kindern gleiche Startbedingungen zu ermöglichen.

Kreative Ideen für einen erfolgreichen Übergang

Zum Abschluss der Woche präsentierten die Teilnehmenden innovative Ideen für einen erfolgreichen Übergang:

  • Übergangsbeauftragte in jeder Kita sichern den Kontakt zu (oftmals mehreren) Grundschulen ab und nehmen sich Zeit, um die Übergänge zu gestalten. Darüber schaffen wir Kontinuität für diese wichtige Aufgabe und halten den Kontakt dauerhaft im Sinne der Kinder.
  • Angebote für Eltern im Übergang: Eltern sind oftmals unsicher und brauchen Begleitung und Beratung – lange vor dem Übergang in die Schule. In der Kita können Fachkräfte die Rolle der Eltern als Bildungsbegleiter ihrer Kinder langfristig prägen. Eine entsprechend angepasste Website oder (mehrsprachige) App könnte diese Angebote übersichtlich darstellen.
  • Kinder in den Mittelpunkt: Immer wieder ist es wichtig, die Kinderperspektive in den Mittelpunkt zu stellen und nicht nur über den Systemübergang zu denken.
  • Übergangskooperationen verbindlich über Verträge gestalten: Das Thema wurde sehr weit vorangedacht und viele Ideen und Kooperationsmöglichkeiten (Lesepaten aus der Schule, gegenseitige Besuche und Hospitationen, Kinderkonferenzen im Übergang etc.) dort schon fest eingebaut.
  • Bildungs- und Übergangskalender: Er macht die verschiedenen Methoden, Mitwirkungsmöglichkeiten und Bildungsaspekte schon sehr früh bewusst und bekannt –hierüber kann zusätzliche Transparenz für Familien geschaffen werden.
  • Ein Übergangskoffer für jedes Kind dient als Brücke zwischen Kita und Familien: Er ist eine Plattform zur Dokumentation der Bildungsschritte und zur Sammlung von kreativen Ideen. Als Teil des Portfolios und sorgt er dafür, dass Bildungsimpulse zwischen Kita und Familie ausgetauscht werden.

Ausblick: Umsetzung und nächste Schritte

Die Ergebnisse des Labs werden nun in den Einrichtungen weitergetragen und in Pilotprojekten getestet. Ein Follow-up-Treffen im Juni wird die ersten Erfahrungen auswerten und konkrete Maßnahmen für eine flächendeckende Umsetzung erarbeiten. Das Fröbel-Lab hat eindrucksvoll gezeigt, dass ein gelingender Übergang von der Kita in die Schule möglich ist, wenn alle Beteiligten eng zusammenarbeiten. Mit den erarbeiteten Ideen und Konzepten hat Fröbel viele Potenziale identifiziert, um den Übergang in die Schule künftig noch besser zu gestalten.

Stimmen von Teilnehmenden:

„Ich nehme so viel mit. Vielen Dank für diese inspirierende Woche.“

„Wir Bildungsinstitutionen müssen uns die Hand reichen und eine durchgehende Bildungskette bilden.“

„Ich kann jetzt nicht nach Hause fahren. Wir müssen doch in der Gruppe an den Ideen weiterarbeiten.“

„Hier ist ein hilfreicher Ideenkoffer entstanden, aus dem sich jede Einrichtung das raussuchen kann, was sie braucht.“

„Es war für alle Beteiligten ein ganz wunderbarer Austausch und ein wirklich beeindruckender Erkenntnisgewinn.“

Video: Perspektiven der Kinder: