Sprach- & Leseförderung 07. September 2023 · BTi

Sprache bleibt der Schlüssel zu Teilhabe

Entwicklung beobachten, dokumentieren und begleiten – unter diesem Titel widmeten sich rund 70 Teilnehmende in dieser Woche auf einem Fachtag in der Neuen Mälzerei in Berlin der sprachlichen Bildung in Kitas, ein Großteil davon Fachkräfte aus FRÖBEL-Einrichtungen.

Nele Hage, Referentin für Pädagogik und Qualitätsentwicklung bei FRÖBEL, blickt zurück auf das Bundesprogramm Sprach-Kita bei FRÖBEL. Foto: FRÖBEL e.V/Bettina Straub
Stefan Spieker, FRÖBEL-Geschäftsführer, eröffnet den Fachtag Sprachbildung in der Neuen Mälzerei in Berlin. Foto: FRÖBEL e.V. / Bettina Straub

Mit der Veranstaltung würdigte FRÖBEL die Arbeit der zahlreichen Pädagoginnen und Pädagogen bei FRÖBEL, die sich tagtäglich der Sprachbildung von Kindern widmen. Zugleich diente der Fachtag dem fachlichen Austausch und der Vernetzung der Fachkräfte untereinander. Bei FRÖBEL arbeiten 32 Fachkräfte in der Rolle einer Multiplikatorin bzw. eines Multiplikators für Sprachbildung. Bis zum Sommer diesen Jahres unterstützten zusätzlich über 80 Fachkräfte über das Bundesprogramm Sprach-Kitas die pädagogische Arbeit – ein Großteil davon ist weiterhin über Landesprogramme in FRÖBEL-Einrichtungen tätig. Der Fachtag sollte auch ein Zeichen dafür setzen, dass Sprachbildung bei FRÖBEL auch nach dem Auslaufen des Bundesprogramms einen hohen Stellenwert hat.

Systematisch monitoren, gezielter fördern

Wichtigste Aufgaben der Fachkräfte bei der Sprachbildung sind neben der sprachlichen Anregung und Begleitung der Kinder eine gezielte Beobachtung und Dokumentation der Sprachentwicklung – am besten mit einem wissenschaftlich evaluierten Instrument.

Perspektivisch soll daher in allen FRÖBEL-Einrichtungen systematisch und wissenschaftlich fundiert eine Beobachtung und Dokumentation der sprachlichen Entwicklung stattfinden. Das ist eine Voraussetzung dafür, dass Maßnahmen sprachlicher Bildung und Förderung den individuellen Bedürfnissen des Kindes entsprechen und damit möglichst wirksam sind. Fachkräfte bei FRÖBEL werden gezielt qualifiziert, mit wissenschaftlichen Beobachtungsverfahren wie BaSiK zu arbeiten, die ersten Einrichtungen arbeiten bereits erfolgreich damit.

Wie wichtig wissenschaftlich erhobene Daten für die Sprachbildung und Sprachförderung sind, zeigten Prof. Dr. Stefan Faas und Maren Krempin von der pädquis Stiftung in ihrem Impulsvortrag sehr deutlich: Eine systematische Sprachstanderfassung unterstütze bei

der Gestaltung gezielter Sprach- und Bildungsimpulse. Auf Basis der erhobenen Daten kann für jedes Kind ein spezifischer Förderbedarf identifiziert und passende Maßnahmen festgelegt werden. Als Teil einer Qualitätsentwicklung ist das Monitoring ein wirksames Steuerungsinstrument für die pädagogische Prozessqualität.

Anregungen für die pädagogische Praxis gab es im Anschluss sehr anschaulich von Prof. Dr. phil. Carolin Machens von der Hochschule Rhein-Waal. Auch sie sprach sich für den Einsatz wissenschaftlicher Beobachtungsverfahren aus. Durch deren Anwendung können auch Fachkräfte zusätzlich Beobachtungs- und Sprachbildungskompetenzen aufbauen. Ihre Empfehlung an die Praxis: Beobachtung und Dokumentation als Teamaufgabe betrachten. Die Beobachtung der Sprachentwicklung sollte vom ganzen Team vorgenommen werden, wobei wenn möglich, der oder die Bezugserzieherin die Dokumentation erstellt. Der gemeinsame regelmäßige Austausch wirke sich nachweislich auch auf die Sprachstandentwicklung von Kindern aus.

Mehr Druck von der Basis

Welche politischen Rahmenbedingungen für die Sprachförderung in der frühen Bildung in der Zukunft zu erwarten sind, darüber sprach Erik von Malottki, Bundestagsabgeordneter der SPD. Er würdigte das ausgelaufene Bundesprogramm Sprach-Kitas rückblickend als das erfolgreichste Bundesprogramm im Bereich Bildung der letzten Jahre und bekräftigte seine Einschätzung, dass das Aus für die Sprach-Kitas eine fachlich falsche Entscheidung war. Mit Blick auf das für 2024 angekündigte Kitaqualitätsentwicklungsgesetz und die kommende Bundestagswahl 2026 lud er alle Akteurinnen und Akteure in der Praxis dazu ein, sich wie während der Kampagne „Sprachkitas retten“ erneut zu einem breiten Bündnis für die frühe Bildung zusammenzuschließen. Mit einer Petition und zahlreichen Protestaktionen landesweit konnte die Kampagne eine sechsmonatige Verlängerung der Finanzierung durch den Bund erreichen und auf eine Fortführung über Landesprogramme hinwirken. Eine mögliche Zielsetzung für das neue Aktionsbündnis könnte sein, so von Malottki, bundesweit einheitliche Qualitätsstandards für die Sprachbildung festzulegen und künftig jede Kita bundesweit mit zusätzlichen Mitteln für Sprachförderung auszustatten.

Eine Reihe von Workshops, unter anderem zu dem Beobachtungsverfahren BaSiK, zur Kita-App KITALINO und der Zusammenarbeit mit Familien beim Thema Sprachbildung gab den Teilnehmenden ausreichend Möglichkeiten, sich fachlich auszutauschen.

Die abschließende Podiumsdiskussion fasste die verschiedenen Perspektiven auf die Rahmenbedingungen und die Wirkung von Sprachstanderfassung, Beobachtung und Dokumentation zusammen. Einhellig würdigten die Teilnehmenden die große Leistung der Fachkräfte, im herausfordernden Kitalltag die Sprachförderung im Blick zu behalten und Kinder zum Sprechen anzuregen und zu unterstützen.

„Sprachkompetenzen sind zentral für die Teilhabe von Kindern an der Gesellschaft, deshalb steht deren Förderung zu Recht im besonderen Fokus bei FRÖBEL,“ betonte FRÖBEL-Geschäftsführer Stefan Spieker in der Abschlussdiskussion. „Wir nehmen die Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission zu den Basiskompetenzen sehr ernst. Die Ergebnisse der meisten Bildungstrends lösen seit Jahren immer wieder Betroffenheit aus, ohne das gesellschaftlich ernsthaft gehandelt wird. Wir können nicht mehr warten, dass die Politik etwas tut. Mit wissenschaftlich fundierten Sprachstanderhebungen und darauf abgestimmter Sprachförderung sollen alle Kinder bei uns gleiche Startchancen für den weiteren Bildungsweg bekommen.“