Aktuelles · Sprach- & Leseförderung 11. April 2018 · sl

FRÖBEL unterstützt Forschung zur Lese-/Rechtschreibstörung

Ein Spiel spielen und danach wissen, ob eine Lese-/Rechtschreibstörung vorliegt? Das ist die Promotionsidee von Maria Rauschenberger, die selbst als Zweitklässlerin mit der Lese-/Rechtschreibstörung diagnostiziert wurde, und für ihre Idee 2017 den Deutschen Lesepreis erhielt. FRÖBEL unterstützt ihren Ansatz und bat sie um ein Interview.

Maria Rauschenberger mit der von ihr entwickelten App. © Foto: Maria Rauschenberger / www.jarahn.de
Laudator Dr. Florian Langenscheidt, Prof. Birgit Mandel und Astrid Kießling-Taskin gratulieren Maria Rauschenberger. © Foto: Stiftung Lesen/ BILDSCHÖN

Am 9. November 2017 wurde Maria Rauschenberger für ihre Forschungsidee mit dem Deutschen Lesepreis ausgezeichnet. Sie ist eine der Preisträger*innen, die für eine innovative und nachhaltige Idee zur Leseförderung ausgezeichnet wurde.

FRÖBEL engagiert sich schon seit Jahren, sowohl als Preisstifter in der Kategorie „Herausragendes kommunales Engagement in der Leseförderung“ als auch als Jurymitglied für den Deutschen Lesepreis. Aber auch über die Preisverleihung hinaus möchte FRÖBEL Projekte, wie das von Maria Rauschenberger unterstützen und ihr Engagement für die Leseförderung würdigen.

Frau Rauschenberger, herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Lesepreises in der Kategorie „Ideen von morgen“. Was bedeutet der Preis für Ihre Forschung?

Vielen Dank! Ich freue mich wirklich sehr über die Auszeichnung. Mit dem Gewinn des Lesepreis hat meine Forschungsvorhaben noch einmal viel mehr Bekanntheit erlangt. Außerdem hat sich die öffentliche Wahrnehmung von Menschen mit einer Legasthenie gesteigert und ist ein positives Beispiel für alle Betroffenen. Damit werden auch alle bisherigen Teilnehmenden meiner Studie geehrt.

Mehr Infos zur Auszeichnung hier.

Auch Sie selbst haben die Lese-/Rechtschreibschwäche (LRS) und promovieren nun an einer renommierten Universität in Barcelona. Wie haben Sie das geschafft?

Das war ein langer Weg — manchmal schwer und manchmal toll. Vieles habe ich meiner Mutter zu verdanken, die früh eine Diskrepanz zwischen meiner guten und schnellen Auffassungsgabe bei neuen oder schwierigen Tätigkeiten und meinen Schwierigkeiten beim Lernen des Lesens und Schreibens aufgefallen ist. Sie konnte nicht verstehen, wie ich alles Mögliche lernen und machen konnte, aber nicht das Lesen und Schreiben.

Hätte sie sich nicht so früh für mich eingesetzt, würde ich heute nicht promovieren. Durch die individuelle Unterstützung von Personen, Computerspielen und Comics habe ich das Schreiben und Lesen gelernt, so dass ich heute nur noch wenige Fehler beim Schreiben mache.

Leider ist das Stigma noch sehr groß und der Leidensweg bis zur Diagnose oft sehr lang. Dies führt dazu, dass die dringend benötige Hilfe für Betroffene sehr spät zur Verfügung gestellt wird.

Lesen und Schreiben sind natürlich Standard-Werkzeuge der Kommunikation. Es ist aber nicht fair, eine Person alleine über die Lese- und Schreibkompetenzen zu definieren. Ich und auch alle anderen LRS-Betroffene haben Stärken. Diese Fertigkeiten und Fähigkeiten liegen in anderen Bereichen, sind aber ebenso bemerkenswert.

Warum haben Sie sich entschieden, auch in dem Bereich Lese-/Rechtschreibstörung zu forschen?

Bei mir wurde die Lese-/Rechtschreibstörung in der zweiten Klasse festgestellt. Seitdem habe ich mein Abitur im Jahr 2006, meinen Bachelor of Engineering im Jahr 2010 und meinen Master of Science im Jahr 2015 gemacht. Ich weiß, wie schwer es ist, die Lese-/Rechtschreibstörung zu kompensieren. Ich kenne persönlich noch weitere Personen, die das geschafft haben.

Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass vieles auch trotz einer Lese-/Rechtschreibstörung möglich ist. Damit dies auch für andere Personen möglich ist, brauchen Personen mit einer Lese-/Rechtschreibstörung früher Unterstützung und mehr Zeit zum Erlernen der Sprache.

Deshalb setze ich mich dafür ein , dass die Lese-/Rechtschreibstörung noch einfacher und frühzeitiger erkannt wird. Genau deshalb forsche ich an Möglichkeiten, dies mit neuen Technologien zu erreichen. Mit einer Teilnahme an meinen Studien können mich dabei auch andere unterstützen, dieses Ziel zu erreichen.

Wie genau sieht ihre Forschung aus?

Die Erkennung der Lese-/Rechtschreibstörung erfolgt spielerisch mit einem Online-Browser-Spiel. Das Web-Spiel nutzt gängige Spielkonzepte und enthält musikalische und visuelle Elemente. Das Spiel macht Spaß, dauert nur 10 Minuten und Kinder können es weitestgehend alleine spielen.

Aktuell suche ich weitere Teilnehmer*innen im Alter von 5 bis 12 Jahren, die dieses Spiel spielen und somit an meiner Studie teilnehmen möchten. Familien die an der Teilnahme an meinem Forschungsprojekt interessiert sind, können eine E-Mail an teilnehmerforschung@gmail.com schreiben und erhalten dann von mir eine persönliche Einladung zu dem Spiel.

Die Teilnahme erfolgt dann ganz bequem von zu Hause aus mit einem Computer oder auf einem Tablet. In der Einladung sind alle Informationen zur Studie sowie ein Link zum Spiel enthalten. Die Daten der Kinder werden streng vertraulich behandelt und nur für meine Forschung verwendet.

 

Weiterführende Links:

 

 

Anonymität, Datenschutz und Freiwilligkeit

Die Datenerhebung, -speicherung und -auswertung ist gänzlich anonym, an keiner Stelle muss der Name von Teilnehmenden angegeben werden. Die anonymisierten Daten werden 5 Jahre lang gespeichert. Die Teilnahme an der Studie ist freiwillig. Teilnehmende können jederzeit und ohne Angabe von Gründen ihre Einwilligung zur Teilnahme an dieser Studie widerrufen, ohne dass ihnen daraus Nachteile entstehen.

Die im Rahmen dieser Studie erhobenen Daten und persönlichen Mitteilungen werden vertraulich behandelt. So unterliegen die Mitarbeiter*innen, die durch direkten Kontakt mit Probanden über personenbezogene Daten verfügen, der Schweigepflicht. Des Weiteren wird die Veröffentlichung der Ergebnisse der Studie in anonymisierter Form erfolgen, d. h. ohne dass Daten einer Person zugeordnet werden können.