Erasmus+ 17. April 2024 · jf/bt

Lebendige Mehrsprachigkeit

Guten Tag, Buon giorno, Bun dé – Südtirol bietet eine einzigartige Mischung aus deutscher, italienischer und ladinischer Kultur. Wie geht eine Region mit dieser kulturellen Diversität um?

Kindergarten Terenten

Und wie arbeiten Bildungseinrichtungen, wenn drei Sprachen und bis zu 40 verschiedene Mundarten das Miteinander bestimmen? Dies zu erkunden stand im Mittelpunkt der Erasmus+-Studienreise der Fröbel-Geschäftsleitungen im April.

“Andere Länder, andere Sitten” – das sagt sich leicht. Aber ein genaueres Hinschauen lohnt sich, wenn man erfahren möchte, wie anderswo mit uns bekannten Herausforderungen umgegangen wird. Um Impulse und Anregungen für die Arbeit in den zunehmend mehrsprachigen Fröbel-Kitas zu sammeln, trafen sich die Geschäftsleitungen von Fröbel in Brixen, Südtirol.

In der nördlichsten Region Italiens werden drei Sprachen gesprochen: Deutsch, Italienisch und Ladinisch. Ladinisch ist eine alte rätoromanische Sprache und ähnelt dem Lateinischen. Am weitesten verbreitet ist die deutsche Sprache. Sie wird von knapp zwei Dritteln aller Einwohner gesprochen. Zusätzlich gibt es rund 40 Tiroler Dialekte – für nur rund 524.000 Einwohner eine erstaunliche Sprachenfülle, die aus der wechselvollen Geschichte der Region herrührt.

Auf diese sprachliche und kulturelle Vielfalt müssen insbesondere Bildungseinrichtungen reagieren. Ein wirklich innovatives Projekt lernten die Fröbel-Geschäftsleitungen an der Hochschule Brixen kennen. Die Hochschule bietet den dreisprachigen Studiengang Bildungswissenschaften für den Primarbereich an, der in fünf Jahren direkt zum Masterabschluss und zur Arbeit in Grundschulen und Kindergärten gleichermaßen befähigt. Hier steht die Entwicklung junger Menschen im Vordergrund und nicht der Ort, an dem sie vollzogen werden soll. Der Studiengang zeichnet sich darüber hinaus durch starken Praxisbezug aus. Studieninhalte werden mit kleinen Gruppen in sogenannten EduSpaces wie Lernwerkstatt, Multilab und Sprachlabor, praktisch erprobt. Zusätzlich sind jährliche Praktika in Grundschulen oder Kindergärten obligatorisch.

Edith Ploner, die Direktorin der Ladinischen Bildungs- und Kulturdirektion stellte zudem vor, wie in Südtirol mit der Dreisprachigkeit umgegangen wird. Neben deutschsprachigen und italienischsprachigen Kitas gibt es dort auch ca. 16 ladinische Kitas.

Prof. Dr. Iris Nentwig-Gesemann stellte anschließend einige Impulse aus dem Projekt „Kinder als Akteure der Qualitätsentwicklung in KiTas“ vor. In dem Projekt konnten knapp 200 Kinder aus verschiedenen Kitas in Deutschland mit Hilfe verschiedener Methoden ausdrücken, was für sie eine ‚gute‘ Kita ausmacht. Ebenfalls in dem Projekt entstanden ist eine Sammlung vielfältiger und mit pädagogischen Fachkräften erprobter Methoden, um die Kinderperspektiven in einer Kita aktiv selbst zu erheben, auszuwerten und zu dokumentieren. In der anschließenden Diskussion ging es besonders darum, wie mithilfe der unterschiedlichen Ansätze und Methoden Fachkräfte bei Fröbel mehr Beteiligung von Kindern im Kitaalltag umsetzen und die Rechte der Kinder berücksichtigen können.

Einen kleinen Einblick in die mehrsprachige Kitapraxis gab es dann beim Besuch des Kindergartens in Terenten. Kindergarten und Grundschule gehen baulich ineinander über und erlauben somit gleitende Übergänge von einer Bildungseinrichtung in die nächste. Die herausragende Architektur (Design: feld72 aus Österreich) macht die Einrichtung zu einem ganz besonderen Bildungsort.