Aktuelles 19. September 2017 · jmei

Mein Tag in der Kita

SPD-Bundestagskandidatin Manja Schüle besuchte einen Tag lang den FRÖBEL-Kindergarten „Benjamin Blümchen“ in Potsdam, um einen authentischen Einblick in den Kitaalltag von Kindern und pädagogischen Fachkräften in Brandenburg zu bekommen.

„Ich bin mit Leib und Seele Mutter eines Krippenkindes und Bildungspolitikerin. Das sind zwei Perspektiven, zwei Brillen, mit denen ich auf die Kita schaue. Nun sollte ich einen Tag in der Kita „arbeiten“. Ich war skeptisch. Ein Tag? Das erschien mir auf den ersten Blick wie Symbolpolitik und genau das wollte ich nicht. Es erschien mir vermessen, nach einem Tag beurteilen zu wollen, was Erzieherinnen und Erzieher leisten. Zum anderen wusste ich doch, wie fordernd allein schon ein Kind sein kann und wie es mit sechs, sieben oder mehr Kindern sein musste. Ich habe mich eines Besseren belehren lassen.

 

Durch die Brille eines „Kurzzeit- Erziehers“ zu schauen, hat meinen Blick geschärft – und zwar als Mutter und Bildungspolitikerin.

Der Tag begann in der Igel-Gruppe (0-3-Jahrige). Verschlafene oder traurige Kinder beim Ankommen in den Tag zu trösten, Morgenkreis, Instrumente ausreichen, singen, spielen, schlichten, wieder trösten – zwischendurch immer wieder auf Toilette oder Töpfchen begleiten oder Windeln wechseln – und dann ab auf den Spielplatz. Das heißt zunächst: Schuhe suchen, anziehen, bücken – und das für 12 kleine Igel. Sonnencreme auftragen, kuscheln, im Sandkasten spielen, Nasen putzen, Tee reichen, Karussell beaufsichtigen – und jedes Kind möchte etwas anderes. Zeit für das Mittagessen. Lätzchen verteilen, Nudeln mit Tomatensoße (mein kulinarisches Highlight des Tages) ausreichen, beim Essen helfen, danach wieder Töpfchen oder wickeln, ausziehen, Schlafmatratzen aufstellen, noch mal Nase putzen, trösten, vorlesen, Schlaf überwachen. Ich hätte mich am liebsten dazugelegt. Geht nicht, denn jetzt werden Lernfortschritte dokumentiert, wird sich ausgetauscht, wird der Nachmittag vorbereitet. Danach ging es in die große Gruppe (3-6-Jahrige). Vesper vorbereiten, die Kinder wecken, Bücher vorlesen, malen, Gemeinschaftsspiele, schlichten und auch fordern. Die ersten Kinder werden von ihren Eltern abgeholt und wollen genau wissen, wie der Tag war. Gab es etwas Besonderes? Derweil wollen andere Kinder aber auch Aufmerksamkeit.

Dieser Tag ist nicht spurlos an mir vorbeigegangen, hat mich emotional und auch körperlich extrem gefordert. Man möchte jedem Kind gerecht werden und schafft es mit der zur Verfügung stehenden Zeit doch oft nicht. Das belastet. Als Mutter eines Krippenkindes versuche ich künftig, den Erzieherinnen und Erziehern noch mehr Wertschätzung entgegen zu bringen. Als Politikerin werde ich weiter dafür kämpfen, dass es mehr Zeit für diese Mammutaufgabe geben wird. Kinder sind unsere Zukunft, und diese hängt auch zu einem großen Teil davon ab, wie wir die Menschen unterstützen, die sich um unsere Kinder kümmern. Der Tag war nicht Symbol, sondern Verpflichtung.

Liebes Team des FRÖBEL-Kindergartens „Benjamin Blümchen“: Habt Dank für diese Einsicht!“

Der Bericht von Maja Schüle erschien auch im Magazin „vorwärts“.