Aktuelles 27. Oktober 2021 · MW

Neue Studie: Familien mit Migrationshintergrund bekommen in Berlin seltener einen Kita-Platz

Die FiBS RILLL gGmbH hat in Kooperation mit FRÖBEL und weiteren Trägern den Kita-Platzmangel in der Hauptstadt untersucht.

FRÖBEL e.V.

Die Hauptstadt kämpft bereits seit Jahren mit einem Mangel an Kita-Plätzen. Doch obwohl tausende neue Plätze entstehen sollen, läuft der Kita-Ausbau aufgrund unzureichender Finanzmittel gerade mit angezogener Handbremse. Jetzt zeigt sich: Familien mit Migrationshintergrund haben unter dieser Situation offenbar besonders zu leiden – denn ihre Kinder bekommen seltener einen der begehrten Plätze. Das belegt eine aktuelle Studie, die die FiBS-RILLL gGmbH in Kooperation FRÖBEL und weiteren Trägern im Bündnis Kita-Stimme.berlin durchgeführt hat. Bei der Untersuchung werden die Platzbedarfsquoten aus der Kinderbetreuungsstudie (KiBS) für Berlin den tatsächlichen Besuchsquoten gegenübergestellt. Das Ergebnis: Eltern nicht-deutscher Herkunft, die ein Kind über drei Jahren betreuen lassen wollen erhalten nur in acht von zehn Fällen eine Zusage. Eltern ohne Migrationshintergrund mit Betreuungsbedarf in dieser Altersgruppe bekommen dagegen praktisch immer einen Kita-Platz. Noch deutlicher wird die Diskrepanz bei den Unter-Dreijährigen: Hier bekommen sechs von sieben Kinder ohne Migrationshintergrund einen Platz aber nur etwas mehr als jedes zweite Kind mit nicht-deutschen Wurzeln.

Deutliche Unterschiede in Berliner Bezirken

Während in allen Berliner Bezirken nahezu 100 Prozent der Über-Dreijährigen ohne Migrationshintergrund eine Kita besuchen, gibt es bei den Besuchsquoten von Kindern mit nicht-deutschen Wurzeln in dieser Altersgruppe große Unterschiede: Während sie in Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg ebenfalls bei etwa 100 Prozent liegt, besuchen in Spandau, Treptow-Köpenick und Reinickendorf weniger als 70 Prozent der Über-Dreijährigen mit Migrationshintergrund eine Kita. In Marzahn-Hellersdorf sind es sogar nur rund 60 Prozent.

Bei den Unter-Dreijährigen gibt es die größte Diskrepanz in Marzahn-Hellersdorf mit einer Differenz von fast 40 Prozentpunkten (61% vs. 12%). Auch in Reinickendorf, Spandau und Neukölln gibt es Divergenzen von rund 25 Prozent. Vergleichsweise geringe Unterschiede gibt in Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg (50% vs. 44%).

„Der Kita-Platzmangel in Berlin trifft oftmals ausgerechnet die Kinder, die zum Beispiel aufgrund von Sprachbarrieren am meisten von einer guten Kindertagesbetreuung profitieren würden“, sagt FRÖBEL-Geschäftsführer Stefan Spieker „Wir wissen, dass sich Bildungsungerechtigkeit in den ersten sechs Lebensjahren manifestiert. Ob Familien mit Migrationshintergrund eine Chance bekommen, dieses Zeitfenster für ihre Kinder zu nutzen darf nicht davon abhängen, in welchem Bezirk sie wohnen. Es wird Zeit für eine gemeinsame Ausbau-Offensive, damit kein Kind in dieser Stadt mehr zurückbleibt!“

Alle Ergebnisse der Studie „Entwicklung frühkindlicher Bildungsbedarfe in Berlin: Vom Platzmangel zu Bildungschancen“ gibt es auf der Seite des Trägerbündnis Kita-Stimme.berlin zum Download.

Ergebnisse der Studie