Sprach- & Leseförderung 29. Juni 2023 · MWe

Vollbremsung für die Sprachförderung

Heute endet das Bundesprogramm Sprach-Kitas – die Fortführungspläne der Länder variieren. Mancherorts ist sogar noch unklar, wie sich Kitas für die Nachfolgeprogramme bewerben können.

Bildquelle: FRÖBEL e.V./Bettina Straub

Am heutigen Tag endet das Bundesprogramm Sprach-Kitas endgültig. Jetzt wird es maßgeblich vom Wohnort abhängen, ob Kita-Kinder in Deutschland künftig eine wirksame Sprachförderung erhalten können. Denn die entsprechenden Pläne der einzelnen Länder gleichen einem Flickenteppich. Obwohl viele Bundesländer bereits eigene Sprachprogramme angekündigt haben, ist mancherorts noch völlig unklar, welche Förderrichtlinien dafür gelten und wie man sich um einen Platz bewirbt.

Bei FRÖBEL wurden im Rahmen des Bundesprogramms zuletzt rund 90 Fachkräfte in 80 Kitas aus zehn Bundesländern finanziert. Aufgrund der unsicheren Situation rund um das Programmende hat sich ihre Zahl in den vergangenen Monaten bereits reduziert. Nun stehen wir einmal mehr vor der Herausforderung, die verbliebenen 74 Sprachfachkräfte nicht zu verlieren – auch wenn das bedeutet, die Verträge erst einmal auf eigenes Risiko zu verlängern. Eine Herausforderung, die insbesondere kleinere Träger nicht so ohne weiteres stemmen können.

„Wir setzten bereits seit letztem Jahr alles daran, den Mitarbeitenden aus dem Programm eine sichere und ihrer Expertise entsprechende Perspektive zu bieten – und zu verhindern, dass sie das Berufsfeld Kindertagesbetreuung verlassen“, sagt Stefan Spieker, der Geschäftsführer beim deutschlandweit aktiven Kita-Träger FRÖBEL. „Auch ein halbes Jahr Verlängerung hat in vielen Ländern offenbar noch nicht ausgereicht, um den Kindern, den Beschäftigen und den Trägern einen reibungslosen Übergang in Nachfolgeprogramme zu ermöglichen. Planungssicherheit für unsere Beschäftigten und für flächendeckend gleichwertige und wirkungsvolle Bildungsangebote in unseren Kitas sieht anders aus.“

Hinzu kommt: Die Länder, die die Fortführung des Programms planen, greifen dafür aktuell meist auf Mittel aus dem Kita-Qualitätsgesetz zurück. Und die laufen im kommenden Jahr aus – erneut keine gute Perspektive, um Expertise aus dem Programm zu binden und Sprachförderkräfte nicht an verwandte Branchen mit langfristigeren Perspektiven zu verlieren.

Wie gut Kinder mit Sprachförderbedarf in der Kita künftig geholfen werden kann, wird maßgeblich davon abhängen, in welcher Region  sie aufwachsen. Denn die Pläne der einzelnen Bundesländer variieren erheblich: In manchen Ländern können die Sprachfachkräfte aus dem Bundesprogramm künftig lediglich in bestehende Kita-Teams integriert und auf den Fachkraft-Kind-Schlüssel angerechnet werden. Dass sie dann auch andere Aufgaben im Kita-Alltag übernehmen, bedeutet das Ende der zusätzlichen Sprachförderung. Andere Länder wollen die bestehenden Strukturen übernehmen und fortführen. Und in einigen Ländern könnten sich die Sprachbildungsangebote in den Kitas künftig sogar verbessern, weil Förderpauschalen erhöht werden. Der so entstehende Flickenteppich ist eine Katastrophe für die Chancengerechtigkeit in unserem Land.