Politik und Gesellschaft 30. Januar 2024 · MKu

Vorlesezeit mit der Integrationsbeauftragten

Aus 15 Ländern stammen die Familien im FRÖBEL-Kindergarten Highdechsen. Wie gemeinsames Aufwachsen gut gelingt und welche Rolle frühe Sprachbildung sowie Lese- und Vorleseförderung in der Kita spielen, erfuhr Staatsministerin Reem Alabali-Radovan bei ihrem Besuch.

Staatsministerin Reem Alabali-Radovan beim Vorlesen (Foto: FRÖBEL e.V.)
Die Kinderbuchedition "Vorlesen in allen Sprachen" (Foto: FRÖBEL e.V.)
Die Staatsministerin im Gespräch mit Laureen Schiefelbein und Stefan Spieker. (Foto: Integrationsbeauftragte / Victoria Tomaschko)
Stefan Spieker betont die Relevanz früher Sprachbildung und stellt "Vorlesen in allen Sprachen" vor. (Foto: Integrationsbeauftragte / Victoria Tomaschko)
Wir haben Rechte! (Foto: Integrationsbeauftragte / Victoria Tomaschko)

Mit buntem Treiben empfingen die Kinder im FRÖBEL-Kindergarten Highdechsen am 30. Januar einen besonderen Gast. Reem Alabali-Radovan ist Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration im Bundeskanzleramt und informierte sich über die Bildungsarbeit der FRÖBEL-Kita in Berlin-Neukölln.

Aus 15 unterschiedlichen Ländern stammen die Familien der insgesamt 80 Kinder. Umso wichtiger ist die gemeinsame Sprache für die Verständigung zwischen den Familien, pädagogischen Fachkräften und Kindern. Durch bilinguale Fachkräfte, die die überwiegenden Familiensprachen sprechen, ist die Kita optimal auch auf das Thema Mehrsprachigkeit vorbereitet.

„Sprache ist ein Schlüssel für erfolgreiche Bildungs- und Berufsbiografien“, sagte Staatsministerin Reem Alabali-Radovan im Gespräch. „Frühe Sprachbildung ist entscheidend für gleiche Bildungschancen von Anfang an. Für die sprachliche Entwicklung von Kindern ist der Besuch einer Kita wichtig – ob mit oder ohne Einwanderungsgeschichte. Lesen und Vorlesen stärkt die Sprachentwicklung der Kinder - sowohl auf Deutsch als auch in den Sprachen, die Kinder in ihren Familien sprechen. Ich freue mich, dass die Kita „Highdechsen“ mit ihrer alltagsintegrierten Sprachbildung die Kinder und Familien dabei unterstützt, die Welt des Lesens und der Bücher in verschiedenen Sprachen zu entdecken und gleichzeitig ihre Identität einzubringen.“

Um bei Kindern Sprachkompetenzen frühzeitig zu stärken, sind Lesen und Vorlesen das beste Mittel. Ein Kinderbuch, das Reem Alabali-Radovan selbst besonders inspiriert, ist „Was ist Zuhause? Vom Wohnen, Leben, Weggehen und Ankommen“ von Kristina Scharmacher-Schreiber. Das Kinderbuch erforscht Vielfalt in der Stadt, auf dem Land, in der Natur und unserer Gesellschaft.

Nach dem Vorlesen und einem Rundgang durch die Kita berichteten die Leiterin des FRÖBEL-Kindergartens Highdechsen, Laureen Schiefelbein, sowie Fachkräfte über ihre Arbeit. Inhaltliche Schwerpunkte waren neben den Themen Sprachbildung, gelingender Integration und Wertschätzung für Mehrsprachigkeit das Projekt „Vorlesen in allen Sprachen“ (ViaS). „ViaS“ ist die erste Kinderbuchedition in acht Sprachen, die FRÖBEL gemeinsam mit der Stiftung Lesen und Dussmann auf den Weg brachte.

Für FRÖBEL-Geschäftsführer Stefan Spieker unterstützt „Vorlesen in allen Sprachen“ Chancengleichheit für alle Kinder: „Gleiche Bildungschancen sind nur möglich, wenn Kinder gezielt und nach Bedarf unterstützt werden. Gute Sprachkenntnisse sind der Schlüssel zum weiteren Bildungserfolg für alle Kinder. „Vorlesen in allen Sprachen“ setzt dabei Maßstäbe, denn gleichermaßen werden auch Eltern und Familien zum Vorlesen motiviert und die Kinder zu Hause gefördert.“

Die Leiterin des FRÖBEL-Kindergartens Highdechsen, Laureen Schiefelbein, ergänzt, dass Mehrsprachigkeit in ihrer Kita gelebter Alltag ist. „Wertschätzung für Familiensprachen ist uns als Team besonders wichtig. Mit „Vorlesen in allen Sprachen“ können wir nun Kinderbücher im Kita-Alltag vorlesen, die gleichzeitig von den Eltern zu Hause in der eigenen Herkunftssprache vorgelesen werden. Deutsch zu lernen und die Wertschätzung für die familiäre Herkunft gehen bei uns Hand in Hand“, ergänzt Schiefelbein weiter.

Ziel des Projekts ist es, Kitas, Bibliotheken und weitere Einrichtungen darin zu unterstützen, Familien und Kindern bekannte und gleichwertig ausgestattete Kinderbücher auf ihrer jeweiligen Familiensprache anzubieten. Die neun Vorlesetitel sind neben der deutschen Ausgabe auf Arabisch, Farsi, Polnisch, Rumänisch, Russisch, Türkisch und Ukrainisch erhältlich. Dies sind deutschlandweit einerseits die häufigsten Familiensprachen in Mehrpersonenhaushalten mit minderjährigen Kindern, in denen Deutsch nicht die vorwiegende Sprache darstellt. Andererseits wurden die am häufigsten vertretenen Staatsangehörigkeiten von Kindern zwischen null und fünf Jahren einbezogen.

„Vorlesen in allen Sprachen“ wird von einer Wirkungsstudie begleitet. Beteiligt sind die Stiftung Lesen (Prof. Dr. Simone Ehmig und Team) und der Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie an der Georg-August-Universität Göttingen (Prof. Dr. Sascha Schröder und Dr. Astrid Haase). Die Studie soll die Frage beantworten, ob und inwiefern verstärktes Vorlesen in der Herkunftssprache zu einer Verbesserung der Sprachkompetenzen der mehrsprachig aufwachsenden vier- bis sechsjähriger Kinder führt.

Das FRÖBEL-Team war über den Besuch der Staatsministerin sehr dankbar und wünscht sich für die Zukunft noch mehr Wertschätzung und Sichtbarkeit für mehrsprachige Bildungsangebote.

Mehr unter www.froebel-gruppe.de/vorlesen-in-allen-sprachen