Fröbel Wissenschaftskongress 2024

Qualitätsstandards in der frühen Bildung – eine gemeinsame Aufgabe von Politik, Wissenschaft und Praxis

Der Fröbel-Wissenschaftskongress 2024 fand am 6. Juni im Harnack-Haus, dem Tagungszentrum der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin, statt. Unter dem Titel "Qualitätsstandards in der frühen Bildung - eine gemeinsame Aufgabe von Politik, Wissenschaft und Praxis" kamen Expertinnen und Experten zusammen, um über aktuelle Herausforderungen und Entwicklungen im Bereich der frühkindlichen Bildung zu diskutieren. Moderiert wurde der Kongress von Bildungsjournalist Jan-Martin Wiarda.  

Der Kongress begann mit einem Check-in und Begrüßungskaffee, der den Teilnehmenden die Möglichkeit bot, sich zu vernetzen und erste Gespräche zu führen. 

Impulsvortrag „Transparenzoffensive Kita-Qualität“ von Stefan Spieker

Stefan Spieker spricht zum Publikum über die Transparenzoffensive
Stefan Spieker, Vorstandsvorsitzender des Fröbel e.V., beim Impulsvortrag zur Transparenzoffensive Kita-Qualität.

Stefan Spieker, Vorstandsvorsitzender des Fröbel e.V., eröffnete den Kongress mit einem Impulsvortrag zur Transparenzoffensive Kita-Qualität. Er betonte die Notwendigkeit, die pädagogische Qualität in Kitas zu messen und machte deutlich, dass der Fokus auf der Prozessqualität liegen müsse. Spieker betonte, dass transparente Qualitätsstandards nicht nur das Vertrauen der Eltern stärken, sondern auch die Motivation und das Engagement der pädagogischen Fachkräfte fördern.  

Er präsentierte mit der Transparenzoffensive von Fröbel eine konkrete Maßnahme, um die Qualität von Kindertageseinrichtungen nachvollziehbar zu machen. Er rief dazu auf, eine gemeinsame Diskussion über gute Qualität zu führen und nationale Standards für die Qualitätsentwicklung zu etablieren, um langfristig gleiche Chancen für alle Kinder zu gewährleisten.    

Spieker: „Wenn wir es ernst damit meinen, dass jedes Kind in Deutschland gleiche Startchancen haben soll, dann müssen wir wissen, wo unsere Bildungseinrichtungen gut arbeiten und wo noch Nachholbedarf besteht. Wir würden uns freuen, wenn andere Träger unserem Beispiel folgen und wir gemeinsam dafür sorgen, dass Kinder überall im Land gleich gut aufwachsen können. Mit bundesweiten Standards für die Qualitätsentwicklung in der Kindertagesbetreuung können wir das am besten sicherstellen.”  

Mehr Informationen zur vorgestellten Transparenzoffensive von Fröbel finden Sie hier.

Impulsvortrag „Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zur Ansprache und Umsetzung eines bundesweiten Monitorings zur Prozessqualität“ von Prof. Dr. Katharina Kluczniok

Prof. Dr. Katharina Kluczniok von der pädquis Stiftung stellte die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie vor
Prof. Dr. Katharina Kluczniok von der pädquis Stiftung stellte die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie vor

Prof. Dr. Katharina Kluczniok von der pädquis Stiftung stellte die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zur Ansprache und Umsetzung eines bundesweiten Monitorings zur Prozessqualität vor. Ziel der Studie war es, eine empirische Grundlage zur aktuellen Kita-Qualität zu schaffen und Handlungsempfehlungen für politische Reformen abzuleiten. Kluczniok betonte den Nutzen eines Qualitätsmonitorings in Kitas und stellte die zentralen Fragestellungen der Studie vor:  

  • Aufbau eines Qualitätsmonitorings als Steuerungsinstrument  
  • Voraussetzungen für eine bundesweite Einführung  
  • Abbildung der pädagogischen Prozessqualität in den Einrichtungen  
  • Ableitungen aus den Monitoringergebnissen für Politik, Praxis und Forschung 

Das Fazit der Studie unterstreicht die Bedeutung eines evidenzbasierten Ansatzes für die Professionalisierung und Entlastung des frühpädagogischen Systems. Mehr Informationen zur Machbarkeitsstudie finden Sie unter kitaqualitaetsmonitor.de.

Keynote “Stakeholders, standards, and strategies: The experience of developing and implementing a national framework for quality in early childhood education” von Dr. Leanne Gibbs, Charles Sturt University, Australien

Dr. Leanne Gibbs, Charles Sturt University, Australien, spricht zum Publikum
Dr. Leanne Gibbs, Charles Sturt University, Australien bei ihrer Keynote

Dr. Leanne Gibbs von der Charles Sturt University in Sydney, Australien, gab Einblicke in die australischen Erfahrungen seit der Einführung des "national framework for quality in early childhood education”. Sie erörterte aus wissenschaftlicher Perspektive, wie es in Australien gelungen ist, die Einzelstaaten zu einem gemeinsamen Bildungsrahmen mit bindenden Qualitätsstandards zusammenzubringen.

Gibbs betonte, dass Deutschland viel von den australischen Erfahrungen lernen könne, insbesondere hinsichtlich der Kooperation zwischen den Bundesländern und der Umsetzung eines nationalen Qualitätsrahmens für frühkindliche Bildung.

Paneldiskussion zu bundesweiten Qualitätsstandards 

In der Diskussion wurden die Herausforderungen und Chancen bundesweiter Qualitätsstandards erörtert. Teilnehmende der von Jan-Martin Wiarda moderierten Diksussion waren: 

  • Stefan Spieker, Vorstandsvorsitzender Fröbel e. V.  
  • Kathrin Hoffmann, Leiterin der Forschungskita Am Volkspark in Potsdam 
  • Dr. Leanne Gibbs, Charles Sturt University, Australien 
  • Dr. Josefine Koebe, Mitglied des Hessischen Landtagags und Generalsekretärin der SPD Hessen 
  • Leora Aksman-Glosz, Froebel Australia, Head of Pedagogy and Practice 

Dr. Josefine Koebe forderte mehr Dynamik in der öffentlichen Diskussion und betonte die Notwendigkeit langfristiger Investitionen in die frühe Bildung. Stefan Spieker kritisierte die derzeitige Verwendung der finanziellen Mittel im Kita-System und plädierte für eine zielgerichtete Qualitätssicherung. Kathrin Hoffmann hob den Wert eines externen Blicks für die Qualitätsentwicklung hervor und wünschte sich eine Anerkennung der frühkindlichen Bildung auf Augenhöhe mit der Schule. 

Postersession mit Gelegenheit für Gespräche und Vernetzung 

Am Nachmittag folgte eine Postersession, in der verschiedenen Forschungsergebnisse präsentiert wurden. Die Teilnehmenden der Postersession waren: 

  • Susanne Bittner, Universität Leipzig: “Qualitätssteigerung durch die praxisintegrierte Ausbildung? Wie viel Qualität bring der arbeitsmarktpolitische Prozess in den Professionalisierungsdiskurs von pädagogischen Fachkräften?” 

  • Romy Döring-Koch, Universität Leipzig: “Professionalisierung im Masterstudium. Entwicklung professioneller Selbstbilder und Kompetenzen Studierender im Verlauf ihres kindheitspädagogischen Masterstudiums” 

  • Dr. Sina Gibhardt, Dr. Anne Mareike Möller, Universität Leipzig: “SERT – a diagnostic tool to assess social-emotional development in early education” 

  • Jörg Hartwig, Peter Keßel, nifbe e.V.: “Transfer als Voraussetzung für Qualitätsentwicklung in KiTas” 

  • Prof. Dr. Susanne Viernickel, Nicole Reichenbach, Universität Leipzig: “Kooperationsprojekt mit Europa-Universität Flensburg und Julius-Maximilians-Universität Würzburg Analysebausteine und Förderanregungen für Kinder mit erheblichen Lern- und Entwicklungsherausforderungen in den Bereichen Frühe Literalität, Frühe Mathematik und bio-psycho-soziales Wohlbefinden am Übergang Kita – Grundschule. Konzeption und Befunde des BMBF-Projekts ILEA-Basis-T" 

  • Prof. Dr. Corinna Schmude, Prof. Alexander Müller-Rakow, ASH Berlin, HTW Berlin: “Aus der Forschung in die Praxis – Gemeinsam mit pädagogischen Fachkräften crossmediale und alltagsnahe Weiterbildungsformate entwickeln und in der Praxis etablieren” 

  • Kati Stammnitz, Fachhochschule Potsdam, Universität Potsdam: “Bedingungen von Shared Thinking – verbale und non-verbale Einflussfaktoren auf die kognitive Anregung in Erwachsenen-Kind-Dialogen” 

  • Dr. Jessica Willard, Leibniz-Institut für Bildungsverläufe: “Früher Start in die Kita: Positive oder negative Effekte auf Sprach- und sozioemotionale Entwicklung?” 

Vortragssessions

Die Vortragssessions vertieften verschiedene Aspekte der frühen Bildung mit jeweils drei Vorträgen zu folgenden Themen: 

  1. Sprachbildung und Vorlesen in allen Sprachen (ViaS) 

  • Dr. Melanie Jester, Stiftung Lesen: „Zum Umgang mit Mehrsprachigkeit in (Fröbel-)Kitas – Ergebnisse einer Befragung von Kita-Leitungen im Rahmen von ViaS“ 

  • Dr. Astrid Haase, Georg-August-Universität Göttingen: „Determinanten des Hörverstehens und des Wortschatzes bei mehrsprachigen Kindergartenkindern: Erste Befunde aus ViaS“ 

  • Dr. Theresia Gabriele Hummel, Otto-Friedrich-Universität Bamberg: „Bedeutsamkeit der sprachbezogenen Elternzusammenarbeit für die Interaktionsqualität der häuslichen Bilderbuchbetrachtung“ 
     

  1. Inklusion und Mehrsprachigkeit 

  • Dr. Nathalie Topaj, Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft: „Frühe Kita-Sprachförderung bei mehrsprachigen Kindern: Ergebnisse der BIVEM-Studie“ 

  • Dr. Noémie Hermeking und Tatijana von Quadt, FortSchritt Bayern gGmbH: „Anstiften zur Bildungs- und Chancengerechtigkeit durch gelebte Inklusion in Kindertagesstätten“ 

  • Prof. Dr. Natalia Gagarina und Prof. Dr. Stefanie Haberzettl, Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft, Universität des Saarlandes: „Sprachstandserhebung bei mehrsprachigen Vorschulkindern“ 
     

  1. Gesundheit und Wohlbefinden 

  • Prof. Dr. Rahel Dreyer, Prof. Dr. Andre Beinrucker, M.A. Sophie Knop, ASH Berlin, HTW Berlin: „Gesunde Kita: Gesunde Fachkräfte – zufriedene Kinder Vorstellung des Projektdesigns und dem Stand der Erhebungen“ 

  • Prof. Dr. Rahel Dreyer, M.A. Sophie Knop, ASH Berlin: „Ergebnisvorstellung des Projekts StimtS Transfer: Wohlbefinden von Kindern im Alter von 1 und 3 Jahren einschätzen und reflektieren“ 

  • Prof. Dr. Susanne Viernickel, Smilla Lecon, Nadine Scholz, Marianne Rölli Siebenhaar, Universität Leipzig: „Das Erfassen des Wohlbefindens von Kleinkindern in institutioneller Kinderbetreuung als zentraler Aspekt pädagogischer Qualitätssicherung und -entwicklung“ 
     

  1. Digitale Beobachtung und Dokumentation & Bildungsdokumentation in der Praxis 

  • Prof. Dr. Gerlind Große, Fachhochschule Potsdam: „Möglichkeiten der Qualitätsentwicklung in der frühkindlichen Bildung mit Hilfe digital-gestützter Verfahren der Beobachtung und Dokumentation“ 

  • Ileana Dilger, Fröbel Bildung und Erziehung: „Einblick in App KITALINO“ 

  • Leora Aksman-Glosz, Froebel Australia: „Einblick in die Online-Plattform Storypark“ 


Beim anschließenden Ausklang im Garten des Harnack-Hauses bot sich noch einmal Gelegenheit zum Austausch und zur Vernetzung. 

Fazit

Der Fröbel Wissenschaftskongress 2024 bot eine wertvolle Plattform für den Austausch zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis. Die Diskussionen und Vorträge verdeutlichten die Dringlichkeit einer systematischen Qualitätsentwicklung in der frühen Bildung und gaben wichtige Impulse für zukünftige Reformen. Stefan Spieker fasste den Kongress treffend zusammen: “Wir haben viel Input mitnehmen können und es ist sehr schön zu sehen, wie sich unser Forschungs- und Hochschulnetzwerk in den letzten Jahren entwickelt hat.”  

Die Veranstaltung hat gezeigt, dass frühe Bildung eine Gemeinschaftsaufgabe ist, die nur durch die Zusammenarbeit und das Engagement aller Beteiligten gemeistert werden kann. Hier erfahren Sie mehr über das Forschungs- und Hochschulnetzwerk von Fröbel.

Fotos: Bettina Straub