Beschwerdeverfahren für die Kita
Beschweren erwünscht: Im FRÖBEL-Kindergarten Mäusekiste fordern die pädagogischen Fachkräfte die Kinder aktiv auf, sich für ihre Anliegen stark zu machen.
Im pädagogischen Alltag des Leipziger FRÖBEL-Kindergartens Mäusekiste sind die Kinderrechte fest verankert. Alle Kinder haben die gleichen Rechte – egal wo sie wohnen, mit wem sie zusammenleben, wie groß oder klein sie sind, in welchen Kindergarten sie gehen oder welche Sprache sie sprechen. Aber was bedeutet das Wort Kinderrechte überhaupt? Und welche Rechte haben Kinder ganz konkret? Dieser Frage gingen sie gemeinsam mit den Kindern nach:
Kinder haben viele Rechte
Maja Bebic ist Multiplikatorin für Kinderschutz in der Leipziger Einrichtung und bespricht diese und viele weitere Fragen mit den Kindern des Kindergartens. Kinder haben viele Rechte! Und damit die Kinder ihre Rechte kennen und einfordern können, thematisiert Maja Bebic dies mit den Kindern. Dazu schauen sie sich gemeinsam Poster an, auf denen die unterschiedlichen Kinderrechte bildlich abgebildet sind. Das bietet zahlreiche Gesprächsanlässe und viele Anregungen, mit Kindern über ihre Rechte auf spielerische Weise zu sprechen. Maja Bebic erklärte den Kindern das jeweilige Recht. Anschließend malten die Kinder eigene Bilder und Situationen zu den unterschiedlichen Rechten. Die entstandenen Werke legten sie auf das Plakat und laminierte diese zusammen ein. Die Plakate hängen jetzt im Kindergarten aus, sodass Kinder und Erwachsene die Kinderrechte gut sehen können.
Beschwerdemanagement für Kinder
Ein weiteres Projekt von Maja Bebic ist das Thema Beschwerdemanagement für Kinder. Sie überlegte sich eine Möglichkeit, wie die Kinder der Einrichtung ihre Beschwerden und Wünsche mitteilen können. Dazu funktionierte die Multiplikatorin die alten Sprachklammern zu Beschwerdeklammern um. Das sind große Klammern, die eine Aufnahmedauer von 10 Sekunden haben und immer wieder neu besprochen und abgespielt werden können. Kritik, Ideen und Wünsche sprechen die Kinder jetzt ganz einfach auf die Beschwerdeklammern zu sprechen und dem Kinderrat oder einer pädagogischen Fachkraft die Klammer zu überreichen. In Gesprächskreisen werden die Beschwerden auf den Sprachklammern abgespielt, angesprochen und gemeinsam oder individuell mit den betroffenen Kindern nach Lösungen gesucht.
„Durch den Einsatz der Sprachklammern überwinden die Kinder individuelle Hemmschwellen, da sie niemanden direkt ansprechen müssen“, berichtet Manuela Strini, Leiterin im FRÖBEL-Kindergarten Mäusekiste. „Auch ruhigere Kinder fühlen sich gehört, bestätigt und wahrgenommen. Das fördert nicht nur ihr Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein, sondern auch ihre Sprachentwicklung. Zudem haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich die Kinder gegenseitig stärken und motivieren, die Beschwerdeklammern auch wirklich zu nutzen. Das ist toll!“, erzählt die Leiterin begeistert weiter.
Das Beschwerdeverfahren in dieser Form wurde im März 2023 für die Kinder ab 4 Jahren eingeführt. Zusätzlich gibt es in der Einrichtung einen Kinderrat und einen Beschwerdebriefkasten, in dem Zeichnungen mit Beschwerden eingeworfen werden können.
„Die Kinder nutzen aber auch oft den direkten kommunikativen Weg zum Kinderrat“, erzählt Manuela Strini. „Dort wird durch die Kinder versucht, das Problem zu lösen. Der Kinderrat schlichtet und wir pädagogische Fachkräfte können beobachten, dass sehr sachlich gesprochen wird und der Kinderrat einen guten Umgangston wahrt. Diese soziale Kompetenz hat sich in den letzten Jahren stark ausgeprägt und erfüllt auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Stolz. Beobachtet wurde das nicht nur von unserer Fachberaterin Jessica Steinbrecher, sondern auch von den Eltern.“