Den internationalen Reggio-Ansatz in Schweden kennen- und leben lernen
Seit Oktober ist Verena Görgen in Schweden. Insgesamt 12 Monate dauert der Bildungsaufenthalt mit Erasmus+. Mitbringen möchte sie neue Ideen und internationale Kollaborationsmöglichkeiten.
Etwa 30 km südwestlich von Stockholm liegt Södertälje. Seit einigen Wochen arbeitet Verena Görgen, Leiterin des FRÖBEL-Fantasielabors in Köln-Ostheim, in der schwedischen Kleinstadt und ist in Stockholm zu Hause. In Södertälje arbeitet sie in einem zur Kommune gehörigen Kindergartenatelier und ist gleichzeitig weiterhin für das Fantasielabor tätig. Organisiert hat sie den Aufenthalt selbst – mit Unterstützung von FRÖBEL und dem europäischen Austauschprogramm Erasmus+.
Der Reggio-Ansatz im FRÖBEL-Fantasielabor
Die Idee des vor zwei Jahren eröffneten FRÖBEL-Fantasielabors ist durch die enge Verbindung nach Reggio Emilia in Norditalien entstanden. Das FRÖBEL-Fantasielabor versteht sich als Bildungs- und Projekthaus, das Nachhaltigkeit und Kreativität zusammenzubringt. In einem Lager werden Materialien, die normalerweise in Industrie, Handel und Handwerk abfallen, gesammelt und zur schöpferischen Arbeit weiterverwertet. Parallelen dieser Denk- und Arbeitsweise bestehen vor allem zur Remida in Reggio Emilia, eine Sammelstelle für Überproduktion, wo sich Bildungsstätten Materialen für die künstlerische Arbeit abholen und an Workshops teilnehmen können.
Schweden als Vorreiter der internationalen Reggio-Bewegung
Vom Reggio-Ansatz ist Verena Görgen schon lange begeistert, hat Reggio Emilia selbst bereist und viele Impulse daraus ins Fantasielabor mitgenommen. In Norditalien hat sich der Reggio-Ansatz jedoch historisch entwickelt und mehrere Dekaden später Kommunen auf der ganzen Welt inspiriert, ähnlich zu arbeiten. Außerhalb Italiens ist Schweden das Land, in dem der Reggio-Ansatz am meisten Verbreitung findet.
Angestoßen durch zwei Wanderausstellungen aus Reggio Emilia im Moderna Museet in Stockholm in den 80er Jahren, wuchs das Interesse an der Bildungsphilosopie. Heute orientieren sich zahlreiche Kitas in Schweden an der Reggio-Pädagogik. So hat sich die Kommune Södertälje dazu entschlossen, alle kommunalen Kitas gemäß des Reggio-Ansatzes auszurichten. Hier war es auch, wo im Jahre 2008 Schwedens erste Remida eröffnete.
Dieser Werdegang Södertäljes führte zur Idee, auf längere Dauer in der Region zu leben und zu arbeiten. „Sich auf den Weg zu machen, den Reggio-Ansatz in einem bestehenden System zu etablieren, da ist Schweden Vorreiter und hat einen beeindruckenden Weg hinter sich. Insofern glaube ich, dass wir aus Schweden sogar mehr lernen können als aus Reggio, wo der Ansatz eben historisch bedingt entstanden ist und nicht bewusst implementiert wurde“, erzählt Verena Görgen.
Von der regionalen zur internationalen Vernetzung
Vom Wunsch, ein Jahr lang in die Kultur, Bildungslandschaft und Arbeitswelt Schwedens einzutauchen bis zur tatsächlichen Ankunft war viel Vorbereitung vonnöten. Ein Konzept musste angefertigt werden, um den Aufenthalt mit allen Potentialen und Bildungsaspekten zu durchdenken und letztendlich mit der Tätigkeit im Fantasielabor vereinbar zu machen. FRÖBEL zeigte sich als Träger offen für den langen Bildungsaufenthalt.
Insgesamt wird Verena Görgen 10 Monate lang in Södertälje arbeiten und anschließend zwei Monate lang ein „Job Shadowing“, eine Art Praktikum, in einer Kunst-, Kultur- oder Bildungsstätte in Stockholm absolvieren. Für das FRÖBEL-Fantasielabor ist eine Kollaboration mit dem Kunstmuseum Bonn in Planung. Erste Ideen, derartige Kollaborationsprojekte auch international auszuweiten, sind in Planung.