Aktuelles 30. September 2024 · bw

„Die Kita kann es!“

Mit der Eröffnung eines modernen neuen Schulstandortes in Berlin setzt Fröbel ein starkes Zeichen für eine frühe Bildung, die mutig und selbstbewusst die Herausforderungen der Zukunft angeht.

Fröbel-Geschäftsführer Stefan Spieker eröffnet den neuen Standort der Fröbel Akademie.
Staatsekretär Falko Liecke gratuliert zur Eröffnung.
Schulleiter Christoph Wildt begrüßt die Gäste.

„Herzlich willkommen in den neuen Räumen unserer Fröbel-Akademie in Berlin-Mitte!“ Mit diesen Worten begrüßte Fröbel-Geschäftsführer Stefan Spieker rund 100 Gäste aus Politik, Wissenschaft und Kita-Praxis. Bereits seit 2018 leistet Fröbel einen wesentlichen Beitrag zur Fachkräfteausbildung im Land Berlin – und das mit großem Erfolg. Denn mit der Erweiterung der Ausbildungskapazitäten auf sechs Ausbildungszüge ist gleichzeitig der Bedarf an neuen und größeren Räumen gewachsen.

Auf die Bedeutung der Fachschulen für Sozialpädagogik wies auch Staatssekretär Falko Liecke in seinem Grußwort hin: „Unsere Stadt muss mit den öffentlichen und freien Fachschulen für Sozialpädagogik gemeinsam ein vielfältiges und hochwertiges Ausbildungsangebot vorhalten. Die wachsende Fröbel-Akademie bereichert dieses Spektrum. Auf diese Weise kann es gelingen, auch zukünftig viele junge Menschen für diesen einzigartigen und zukunftsweisenden Beruf zu interessieren und damit unseren Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen bestens qualifizierte Erzieherinnen und Erziehern bereitzustellen.“

„Seid neugierig, seid stark“, ermunterte Stefan Spieker die Studierenden, die Pädagogik, die Einrichtungen und ihre neuen Schulräume selbstbewusst zu erkunden. „Mit dem neuen Standort an der Leipziger Straße haben wir in Berlin einen noch attraktiveren Lernort für unseren engagierten Nachwuchs geschaffen. Damit tragen wir auch den Herausforderungen Rechnung, die eine immer diversere Gesellschaft an unsere Akademie stellt. Es wird immer wichtiger, unseren Bildungsauftrag noch stärker auf elementare Zukunftsaufgaben wie Sprachbildung auszurichten.“

Dass gut ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher ein wichtiger Schlüssel für eine qualitätsvolle und verlässliche frühe Bildung sind, bestätigte Prof. Dr. Olaf-Axel Burow von der Universität Kassel. In seiner Keynote wies er darauf hin, wie entscheidend eine optimale Lernumgebung für eine erfolgreiche Lehre und Praxis ist. Dabei betonte er ganz besonders den Zusammenhang von Architektur, Ausstattung und Lernerfolg und wies beispielhaft auf das Konzept der Fröbel-Akademie hin.

In der anschließenden Podiumsdiskussion plädierten die Diskutierenden einstimmig für mehr Offenheit, Selbstbestimmtheit und Selbstbewusstsein in Einrichtungen der frühen Bildung. Eine politische Botschaft war allen gemeinsam: „Um Schwung in die Bildung zu bringen, müssen wir in der Kita anfangen“, sagte Prof. Dr. Olaf-Axel Burow. Um das zu ermöglichen, wünsche er sich „ein Kita-Startchancenprogramm“, das insbesondere auf das Thema Sprache abziele: „Vorschule und Kita haben hier einen wichtigen Bildungsauftrag, da immer weniger Familien deutsch sprechen.“ Hier sollten Schule und Kita deutlich besser zusammenarbeiten. Denn alles, was Kinder bis zum sechsten oder achten Lebensjahr in diesem Bereich nicht erreichten, könne nur unter größten Anstrengungen wieder aufgeholt werden.

Zentral war nachfolgend die Frage: Was müssen – und können – Kitas leisten, damit eine qualitätsvolle frühkindliche Bildung gelingt? Obwohl neurobiologisch belegt sei, dass frühkindliche Bildung am wirkungsvollsten bereits in der Kita beginnt, sei das Bildungsverständis bei Einrichtungen und Trägern sehr unterschiedlich, sagte Prof. Dr. Yvonne Anders vom Lehrstuhl für Frühkindliche Bildung und Erziehung, Universität Bamberg. Viele Einrichtungen und Träger verharrten in einer Art „Abgrenzungsreflex nach dem Motto: Wir machen nicht, was die Schule von uns erwartet.“

Mit seiner Frage „Wie können solche Widerstände abgebaut werden“, hinterfragte der ZEIT-Redakteur Martin Spiewak mögliche Gründe dafür, die frühe Bildung bei den Schulen anzusiedeln: „Ich wünsche mir mehr Mut der Kitas, es selbst zu machen!“

Ebenfalls für mehr Selbstbewusstsein der Kitas aber auch für mehr Wertschätzung von außen plädierte Mirko Salchow, Leiter der Abteilung Schulische und berufliche Bildung der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Trägerübergreifend habe Berlin unter Beweis gestellt: So schlecht sei der aktuelle Rahmen für die Ausbildung nicht. Die Einrichtungen hätten viele Möglichkeiten, ihn selbst zu gestalten – Qualität entstehe vor Ort.

Dass Qualität aber auch finanzielle Ressourcen brauche – und die freien Schulen Berlins hier mit starken finanziellen Restriktionen zu kämpfen hätten – betonte Torsten Wischnewski-Ruschin, vom Paritätischen Landesverband Berlin. Mit gemeinsamer und lauter Stimme setze man sich weiterhin dafür ein, dass diese Hürden abgebaut werden.

„Die Kita kann es“, fasste Stefan Spieker die gemeinsame Botschaft zusammen. Zweifellos brauche es dafür den Antrieb aktiver Träger und Einrichtungen, ihren Gestaltungsraum zu nutzen sowie ihren pädagogischen Rahmen weiterzuentwickeln. Es brauche aber auch einen passenden Personalschlüssel.

Deutlich wurde in der Diskussion auch, dass die demografischen Veränderungen bereits in den Kitas angekommen sind. „Auch darauf müssen die Ausbildungseinrichtungen reagieren. Zukünftig wird es noch wichtiger sein, die Übergänge frühzeitig gut in den Blick zu nehmen, damit alle Kinder teilhaben können“, so Spieker.

Bilder: Fröbel e. V./Bettina Straub