Qualität 17. Juli 2024 · BW

Fröbel und pädquis legen Studie zur Kita-Prozessqualität vor

Perfektes Timing: Während sich die Ampel heute zum Engagement in der frühen Bildung bekennt, zeigen wir auf, welch hohe Potentiale in regelmäßigen Erhebungen der pädagogischen Kita-Qualität liegen.

Nach langen Verhandlungen haben die Spitzen der Ampel den Bundeshaushalt 2025 heute endgültig beschlossen: 2 Milliarden Euro für das Kita-Qualitäts- und -Teilhabeverbesserungsgesetz sind im Zuge dessen gesichert! Durch das Bekenntnis des Bundes für weitere Investitionen in die frühe Bildung wurden die Hoffnungen von Trägern und Verbänden auf ein Kitaqualitätsentwicklungsgesetz bekräftigt.

Bereits im Sommer 2023 haben wir die Studie gemeinsam mit der pädquis Stiftung auf den Weg gebracht und heute veröffentlicht. Unter dem Titel „Der regelmäßige Blick auf die Prozessqualität unserer Kitas – Warum ein Qualitätsmonitoring des pädagogischen Angebots in Kitas notwendig und sinnvoll ist“ eruiert diese, welche Chancen ein kontinuierliches Monitoring zur Prozessqualität in den Kitas bietet – also die Qualität des pädagogischen Angebots - und wie diese politisch umgesetzt werden kann. Die Studie ist öffentlich einsehbar und steht hier zum Download bereit: https://kitaqualitaetsmonitor.de/

Bildungschancen vereinheitlichen und verbessern

Die Machbarkeitsstudie bekräftigt die Bedeutung der Prozessqualität in den Kitas. Allein die Rahmenbedingungen und die sogenannten strukturellen Big Five – eine angemessene Fachkraft-Kind-Relation, eine grundsätzliche Freistellung der Leitung, ausreichende Ressourcen für die mittelbare pädagogische Arbeit, Begleitung der Kitas durch Fachberatungen und ein umfassendes Angebot von Fort- und Weiterbildung der Fachkräfte – sagen noch nichts über die tatsächliche Bildungsqualität einer Kindertageseinrichtung aus. Durch ein regelmäßiges Monitoring der Qualität könnte die Bildungsarbeit tausender pädagogischer Fachkräfte sichtbar macht werden. Auf diese Weise kann das Kitaqualitätsentwicklungsgesetz zu einem echten Zukunftsgesetz werden!

Andere Länder machen bereits vor, wie die Umsetzung gelingen kann. In zahlreichen Ländern wie Österreich, Finnland und Australien wird die pädagogische Qualität in der frühen Bildung bereits regelmäßig erhoben. Über gezielte Auswertungen kann so wirksames Steuerungswissen für alle Ebenen generiert werden: Einrichtungen, Träger, Kommunen sowie die Länder und den Bund. Auch in Deutschland haben sich beispielsweise Schleswig-Holstein und Berlin bereits auf den Weg gemacht, Daten zur Bildungsqualität im Kitasystem zu erfassen.

Fröbel-Geschäftsführer Stefan Spieker richtet den Blick in die Zukunft und sagt: „Heute ist ein guter Tag für die frühkindliche Bildung in Deutschland, die Beteiligung des Bundes bleibt gesichert. Die Gelegenheit ist so günstig wie nie, jetzt auch den Qualitätsprozess ganzheitlich in den Blick zu nehmen. Der Personalschlüssel alleine sichert noch keine gute Qualität – es kommt auch auf die Leitung und die gesamten Rahmenbedingungen an, damit Kinder gut gefördert werden können. Diese Prozessqualität wird in vielen Ländern schon in den Blick genommen und ist Basis für die Qualitätsentwicklung insgesamt. Ein regelmäßiges Monitoring zur Bildungsqualität stärkt unsere Fachkräfte und macht Bildungsangebote für alle Kinder noch besser.“

Prof. Dr. Katharina Kluczniok, wissenschaftliche Vorständin pädquis Stiftung, erläutert: „Wir wissen aus Studien, was wirkt: Kinder im Alter zwischen 0-6 Jahren lernen über die tägliche Anregung durch die Fachkräfte (Prozessqualität) in den Einrichtungen. Über die Interaktionen bilden die Kinder ihre Kompetenzen aus. Wir fordern deshalb nachdrücklich dazu auf, einen Blick auf Bildungsprozesse im frühkindlichen Bereich zu werfen. Über ein regelmäßiges Monitoring der Prozessqualität können wir den frühkindlichen Bereich und damit die Basis unseres Bildungssystems weiterentwickeln.“

Bei 45 Milliarden Euro, die aktuell jährlich in die Kindertagesbetreuung fließen, ist das ein relativ geringer Aufwand mit einem großen, langfristigen Effekt“, führt Prof. Dr. Stefan Faas, wissenschaftlicher Vorstand pädquis Stiftung, weiter aus. „Indem wir die pädagogische Prozessqualität in Kitas regelmäßig erfassen, können wir die Rolle der Fachkräfte stärken sowie die Herausforderungen im Kita-System und im gesamten Bildungsbereich angehen. Kompetenzmessungen in der (Grund-)Schule sind zwar wichtig, erfolgen aber mit Blick auf die Grundlagenbildung zu spät. Des Weiteren geben Kompetenzmessungen nur Auskunft darüber, was Kinder zu einem bestimmten Zeitpunkt können, nicht aber, was das Bildungssystem dafür tut“, erklärt Faas weiter.

Der Nutzen eines Monitorings der Kita-Prozessqualität ist für alle Akteursgruppen evident. Die im Rahmen der Studie geführten Experteninterviews zeigen auch, dass es bereits eine prinzipielle Akzeptanz und ein Interesse im Feld für ein solches Bildungsmonitoring gibt. Komplex im föderalen System ist die Umsetzung.