Inklusion & Diversität 10. September 2024 · BW

Inklusion und Vielfalt – zusammen gestalten!

Wie können sich Kitas gut aufstellen, um die hohen Anforderungen an eine gelingende Inklusion und Vielfalt zu erfüllen?

Gehört zum Fachtag Inklusion mit dazu: ein Gebärden-Schnupperworkshop. (Foto: Fröbel e. V., Anna Lenke)
Der Markt der Vielfalt: Eine beeindruckende „Piazza della diversità“ (Foto: Fröbel e. V., Anna Lenke)
(Foto: Fröbel e. V., Anna Lenke)
(Foto: Fröbel e. V., Anna Lenke)
(Foto: Fröbel e. V., Anna Lenke)
Stefan Spieker und Marek Körner: "Herzlichen Dank allen Projektbeteiligten!" (Foto: Fröbel e. V., Anna Lenke)

Fachlich fundierte Antworten und spannende Erkenntnisse aus einem zweijährigen Modellprojekt gab es heute, beim diesjährigen Fröbel-Fachtag Inklusion & Vielfalt # ZUSAMMEN Leben in Köln. Zehn Fröbel-Kindergärten und Familienzentren haben sich in den letzten 24 Monaten intensiv mit Inklusion und Vielfalt auseinandergesetzt. Nachdem die sehr unterschiedlichen Modellprojekte nunmehr erfolgreich beendet sind, präsentierten sie ihre sehr vielschichtigen Erkenntnisse im Rahmen eines großen Fachtags in Köln.

Beeindruckende „Piazza della diversità“

Zur Information der über hundert Teilnehmenden hatten unsere Fröbel-Kindergärten und Familienzentren eine beeindruckende „Piazza della diversità“ (Markt der Vielfalt) rund um ihr neu gewonnenes Wissen zu Diversität und Inklusion aufgebaut. Das Sehen und das Hören waren zwei wichtige Schwerpunkte: Während beispielsweise das Fröbel-Familienzentrum Schneckenhaus aus Königswinter spannende Einblicke in sein Leitsystem für Kinder mit Sehbeeinträchigung gab, zeigte der Fröbel-Kindergarten Wangener Höhe aus Stuttgart, wie Kommunikation in Gebärdensprache gelingt.

Im Projekt erweitert wurde das Thema Sprache auf die Begleitung von Kindern, mit denen die Kommunikation in deutscher Sprache nur erschwert möglich ist – sei es aufgrund einer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung, einer Krankheit beispielsweise im Autismusspektrum oder weil immer mehr Kinder mit Deutsch als Zweitsprache aufwachsen. „Im Projektverlauf ist es uns gelungen, unser Verständnis für die besonderen Bedürfnisse von Kindern mit einer Hör- oder Sehbeeinträchtigung zu schärfen“, sagte Fröbel-Fachberaterin Sandra Gaßen, die das Projekt insgesamt koordiniert. „Gleichzeitig haben wir gelernt, unseren Blick nicht allein auf den Umgang mit Sinnesbeeinträchtigungen zu richten.“

Den Blick nicht allein auf Sinnesbeeinträchtigungen richten

Den Beteiligten sei schnell klargeworden, dass der Beratungsbedarf der Kitas in hohem Maße auch bei der Wissensvermittlung zu rechtlichen Grundlagen, formalen Beantragungen von Hilfen oder in der individuellen Fallberatung vor Ort liege. Wie erhalten wir Leistungen aus dem Bundesteilhabegesetz? Mit wem sollten wir uns vernetzen? Wie können wir relevante Konzepte aktiv mitgestalten? Sandra Gaßen: „Nur wenn wir eindeutige Antworten auf diese Fragen geben, können wir dazu beitragen, eine fundierte Basis für heilpädagogische Leistungen in der Kita zu schaffen. Schnittstellenarbeit ist bei uns deshalb das A und O, und wir arbeiten mit unseren Abteilungen für Kinderschutz, Familienbildung, Pägagögische Qualitätsentwicklung sehr eng zusammen.“

In der eigenen Umgebung zurechtfinden und wohlfühlen

Passend zum Thema konnte Fröbel sowohl politisch verantwortliche als auch fachlich anerkannte Gäste für den diesjährigen Fachtag gewinnen. Dr. Thomas Weckelmann, Leiter der Abteilung Kinder und Jugend im Familienministerium NRW, sprach den Kolleginnen und Kollegen unserer Fröbel-Kindergärten aus dem Herzen, als er in seinem Grußwort treffend zusammenfasste: „Das Ziel von Inklusion – und letztlich jeglichen pädagogischen Handels – sollte es sein, dass sich jedes Kind in seiner Umgebung zurechtfindet und auch wohlfühlt.“ Für jedes einzelne Kind seien geeignete Rahmenbedingungen entsprechend seiner indiduellen Situation und natürlich auch seiner Bedürfnisse zu schaffen. Sein abschließender Eindruck, dass Fröbel in diesem Bestreben genau auf dem richtigen Weg sei, kam natürlich bei allen Projektbeteiligten gut an.   

Highlights aus der Welt der Wissenschaft boten zwei spannende Fachvorträge: Den Anfang machte Raphael Bak, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Goethe-Universität Frankfurt, mit seinem Impuls: „Kindheiten in (Un-)Ordnung. Differenz als Schlüsselbegriff der erziehungswissenschaftlichen Kindheitsforschung.“ Bezogen auf seinen Vortrag, waren dies Titel und Kernaussage zugleich. 

Mut und Tatendrang an den Tag legen, Flagge zeigen!

Anschließend ging Dr. Seyran Bostanci, Wissenschaftliche Mitarbeiterin für die Begleitung des Programms „Demokratie Leben!“ am deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung, der Frage nach: „Wie kann es dem Ansatz der Vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung gelingen, der Vielfalt in der Kita gerecht zu werden?“ Allerdings thematisierte sie diese Frage nicht nur fachlich: Mut und Tatendrang an den Tag legen, Flagge zeigen und die eigene Haltung fortlaufend überprüfen - auch das sei entscheidend, damit Inklusion und Diversität im täglichen Leben gelingen. "Und trotzdem sind wir aktuell an einem Punkt, wo das nicht immer geht, weil Sparmaßnahmen den Kita-Bereich ankratzen", betonte sie. Dieses Dilemma müsse noch deutlicher an die Politik adressiert werden.

Zwei Jahre Projekt – ein gemeinsames Ziel!

Bereits zum Auftakt des Fachtags hatten Fröbel-Geschäftsführer Stefan Spieker und Bereichsleiter Marek Körner allen Kolleginnen und Kollegen, die dieses sehr komplexe Modellprojekt binnen zwei Jahren so zielführend unterstützt haben, ihren herzlichen Dank ausgesprochen. Bei allen unterschiedlichen Facetten des Themas sowie Herangehensweisen an die praktische Umsetzung hätten sie ihr gemeinsames Ziel nie aus den Augen verloren.

Die aktuellen Erkenntnisse aus ihren Projekten und welche Rahmenbedingungen für eine praktische Umsetzung in der Kita anzustreben sind, das diskutierten Fröbe-Mitarbeitende mit weiteren Expertinnen und Experten schlussendlich in einer politischen Talkrunde. Mit einer künstlerischen Zusammenfassung in Form eines Poetry Slams endete dieser hoch spannende Fachtag in Köln, der im nächsten Jahr fortgesetzt wird.