Aktuelles 05. Januar 2021 · (jmei)

Mehr Gelassenheit im Familienalltag

Das Familienleben mit Kindern ist vieles: bunt, laut, lustig .. und auch ganz schön anstrengend. Der Online-Workshop „Ein Elternkompass – Achtsamkeit und Selbstmitgefühl im Leben mit Kindern“ bietet Tipps und Übungen für mehr Harmonie im Alltag.

Kinder in die Welt zu begleiten gehört zu den herausforderndsten und anspruchsvollsten Aufgaben im Leben. Manchmal ist diese Aufgabe schwierig und erschöpfend, manchmal auch bereichernd und erfüllend. Zuweilen sind wir als Eltern so beschäftigt, dass unser Elternsein sich auf das Managen reduziert und das schlichte Zusammensein mit unseren Kindern und unserer Familie zu kurz kommt. Das kann zu kleineren und größeren Konflikten und Krisen führen.

In dem Online-Workshop im Rahmen der FRÖBEL-Elternakademie „Ein Elternkompass – Achtsamkeit und Selbstmitgefühl im Leben mit Kindern“ geht es um die Frage, wie man einen Weg finden kann – einen Kompass – zu mehr Entspannung und Zufriedenheit im Familienalltag. Im Interview erläutern die Referenten Susanne Mix und Uwe Knape von der FRÖBEL-Familienberatung CON-RAT in Berlin, worum es in dem Seminar gehen wird.

Die Workshop-Reihe trägt den Titel „Elternkompass“. In welche Richtung sollte die „Kompassnadel“ zeigen? Welchen Weg schlagen Sie vor?

Susanne Mix: In den vielen Jahren der Familienberatung haben wir festgestellt, dass es DIE Regeln und Verhaltensweisen, die für alle Familien gelten, nicht gibt. Einen „Kompass“ für die eigene Familie zu finden heißt, sich eher an grundsätzlichen Bedingungen zu orientieren, wie z.B. auf Stärkung der Bindung zu unseren Kindern, eine klare Kommunikation und den individuellen Blick auf mein Kind. Die grundsätzliche Frage, der wir in dem Kurs nachgehen, ist es nicht sich zu fragen, wie kann ich mein Kind zu einem bestimmten Verhalten bringen, was muss ich da tun, sondern wie kann ich im Elternalltag mit den herausfordernden Situationen sein.

Wie schaffe ich es als Elternteil Stress zu reduzieren, wenn Erwerbsarbeit, Aufgaben im Haushalt etc. sich nicht reduzieren lassen …?

Susanne Mix: In der Tat können wir so manche Bedingungen in unserem Alltag nicht oder nicht ausreichend verändern. Achtsamkeit im Alltag bedeutet, erst einmal inne zu halten und wahrzunehmen, was ist. Im Elternkompass-Kurs lernen wir, unsere Aufmerksamkeit mehr auf das Hier und Jetzt zu lenken und in den „Seins-Modus“ umzuschalten, anstatt im „Aktions-Modus“ zu verharren. Dies kann uns helfen, mit den Belastungen des Familienalltags besser fertig zu werden. Bewusster auf die eigenen Verhaltensweisen in Stresssituationen zu schauen verhilft zu einer Verlangsamung unserer oft automatischen Reaktionen. Letztendlich geht es darum zu einem situationsgerechten, einfühlsameren und auch mitfühlenden Handeln (auch mit uns selbst) zu kommen.

Was macht Stress mit uns  - physiologisch und psychologisch betrachtet?

Uwe Knape: In Belastungssituationen setzt unser Organismus Hormone wie Kortisol und Adrenalin frei. Der Körper wird aktiviert und auf eine Kampf- oder Fluchtreaktion vorbereitet. Wir können unsere unmittelbaren Stressreaktionen an einer Vielzahl physiologischer Phänomene erkennen, wie z.B. an einem schnellen, flachen Atem, an starkem Herzschlag oder erhöhtem Muskeltonus. Unter Stress stellen sich häufig unangenehme Emotionen wie Angst oder Hilflosigkeitsgefühle ein, unser Denken wird tendenziell negativ und eng. Dauerhafter Stress kann sich auf die gesamte körperliche und seelische Gesundheit auswirken. Als Folgen kennen wir Beeinträchtigungen des Gehirns, der Sinnesorgane, des Herz-Kreislauf-, des Magen-Darmsystems und etliches mehr. Kurzfristige psychische Beschwerden, wie z.B. innere Unruhe und Anspannung, Konzentrationsschwierigkeiten oder erhöhte Reizbarkeit mögen mitunter in Angststörungen, Depressionen oder einem Burn-Out-Syndrom münden.

Gibt es Übungen, die Sie empfehlen, um dem entgegen zu wirken?

Uwe Knape: So trivial es klingen mag, es geht zunächst immer auch um eine Pausenkultur, um ausreichende Erholungsmomente, um - Vorsicht: Modewort - Entschleunigung. In der Achtsamkeitspraxis, wie wir sie in unserem Kurs vorstellen, bieten wir zunächst Übungen an, die eine Fokussierung auf das Atmen ermöglichen - auf Dinge, die wir unwillkürlich nach stressartigen Erregungszuständen ohnehin tun. Indem wir uns derer gewahr werden, weiten wir den Raum zwischen unserer Wahrnehmung und unserem Handeln und identifizieren unser „rasendes“ Denken mit seinen unmittelbaren Handlungsimpulsen als solches, um es loslassen zu können. Das will in der Tat geübt sein. Einen leichten Einstieg in eine achtsame Selbstfürsorge finden wir, indem wir bewusst mehrere Male am Tag innehalten und uns für einige wenige Atemzüge auf die Empfindungen, die der Atem im Körper auslöst, konzentrieren.

Vielen Dank für das Gespräch!

Der mehrtägige Online-Workshop beginnt am 12. Januar 2021. Weitere Informationen und den Weg zur Anmeldung erfahren Sie hier:

www.froebel-gruppe.de/elternakademie