Kinderschutz 28. April 2023 · KH/HO

Mehr Sicherheit für Kinder in Kitas

Kinder haben ein Recht auf gewaltfreies Aufwachsen – daran erinnert der Welttag für gewaltfreie Erziehung am 30. April. Wie setzt FRÖBEL seinen Schutzauftrag in den Kitas und Horten um?

Damit pädagogische Fachkräfte Kindern Sicherheit geben können, brauchen sie Unterstützung. (© FRÖBEL e.V. / Florian Jaenicke)

Kinder sind keine „kleinen Erwachsenen“ und seelisch wie körperlich verwundbarer. Ihnen stehen deshalb besondere Schutzrechte zu. Seit 2000 gilt in Deutschland das Recht auf gewaltfreie Erziehung. Verschiedene Forschungsergebnisse zeigen allerdings, dass nach wie vor eine erhebliche Anzahl von pädagogischen Interventionen von verletzendem Verhalten geprägt sind. Ebenso zeigen wissenschaftliche Befunde, dass auch pädagogische Fachkräfte immer noch zu selten handeln, wenn ein Kind durch eine Kollegin oder einen Kollegen verletzt wird. Eine Mauer des Schweigens wird noch zu oft um solche Kinderrechtsverletzungen gezogen, die leider übergriffige Erwachsene schützt und Solidarität mit Kindern vermissen lässt. Seit 2022 sind Schutzkonzepte für alle Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche betreut werden, gesetzlich verpflichtend. FRÖBEL begrüßt diese Maßnahme für mehr Sicherheit für Kinder in der Kindertagesbetreuung.

Baustein Schutzkonzepte

Die Rechte von Kindern sind das Fundament unseres Leitbilds. Eine gewalt- und diskriminierungsfreie Beziehungsgestaltung mit Kindern trägt maßgeblich dazu bei, dass sie zu eigenverantwortlichen, demokratie- und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten heranwachsen können. Einrichtungsspezifische Schutzkonzepte tragen dazu bei, eine gewaltfreie, Vielfalt akzeptierende und partizipative pädagogische Betreuung umzusetzen. Sie setzen sich einerseits aus festen Elementen zusammen, wie verbindlichen arbeitsrechtlichen und pädagogischen Maßnahmen des Trägers, und entstehen andererseits – nach einer Gefährdungs- und Risikoanalyse – in einem individuellen Entwicklungsprozess der Einrichtung. Dazu gehören die Umsetzung von sexualpädagogischen Konzepten, die Etablierung von Partizipations- und Beschwerdeverfahren für Kinder sowie eine Teamkultur, die Kinderrechtsverletzungen sowohl sorgsam aufdeckt als auch offen und ehrlich bearbeitet. Ein Herzstück von Schutzkonzepten ist, dass pädagogische Fachkräfte sich gegenseitig dabei unterstützen, einen sicheren und kinderfreundlichen Ort zu schaffen, an dem Gewalt und Machtmissbrauch keinen Platz haben.

Seit August 2022: Handbuch Schutzkonzepte als Nachschlagewerk und Orientierungshilfe für alle FRÖBEL-Mitarbeitenden
Seit August 2022: Handbuch Schutzkonzepte als Nachschlagewerk und Orientierungshilfe für alle FRÖBEL-Mitarbeitenden

Implementierung der Schutzkonzepte bei Fröbel

Um die pädagogischen Fachkräfte bei Fröbel in diesem Prozess zu begleiten, wurde in 2022 das Kinderschutzkonzept des Trägers vollständig überarbeitet und allen Einrichtungen ein "Fröbel-Handbuch Schutzkonzepte" zur Verfügung gestellt. Ziel des Handbuchs ist es, unseren Einrichtungen praxisnahe Orientierung zur Erarbeitung ihres individuellen Schutzkonzepts zu geben. Es umfasst einen fachlichen und rechtlichen Überblick zum institutionellen Kinderschutz und gibt detaillierte Hinweise zu verschiedenen Formen von Grenzverletzung und Gewalt. Ein Schwerpunkt liegt auf Formen der seelischen Gewalt sowie verletzendem Verhalten gegenüber sehr jungen Kindern und Kindern mit Beeinträchtigungen. Verletzendes Verhalten resultiert häufig aus Überlastung, Überforderung und dem Zusammenwirken ungünstiger Ereignisse (Personalausfälle, Krisen, Konflikte, persönliche Belastungen etc.).

Die meisten pädagogischen Fachkräfte haben ein großes Herz für die Belange von Kindern und verfügen über eine hohe Professionalität, um eine achtsame und förderliche Begleitung von Kindern jeden Tag aufs Neue zu ermöglichen. Dem stehen jedoch Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen gegenüber, die es notwendig machen, eine Sprache für Kinderrechtsverletzungen und Machtmissbrauch zu finden. Pädagogische Fachkräfte, die gegen Verletzungen, Zwang und Gewalt eintreten, helfen Kindern, ihre Schutzrechte zu verwirklichen und ihr Vertrauen in Erwachsene zu stärken. Hierbei versuchen wir als Träger unseren Einrichtungen größtmögliche Unterstützung zukommen zu lassen.

Fachkräfte stärken

Die Kindertagesbetreuung benötigt aber auch eine mutige und an den Interessen und Rechten von Kindern orientierte Politik. Es reicht nicht, die gesetzlichen Anforderungen für einen verbesserten Kinderschutz kontinuierlich zu erhöhen. Es müssen auch Personalschlüssel und Rahmenbedingungen stimmen, damit Schutzkonzepte keine Papiertiger werden. Es braucht Mittel und Ressourcen für Supervision, Fortbildung sowie starke und hochkompetente Leitungskräfte. Wir benötigen angemessene Gruppengrößen und einen kinderfreundlichen Personalschlüssel, um Fachkräfte in ihrer täglichen Arbeit gut auszustatten. Sie sollen feinfühlig, mit Kraft und ausreichend Zeit Kinderrechte so umsetzen können, wie sie das wollen – denn deshalb haben die meisten von ihnen diesen anspruchsvollen Beruf ergriffen.

FRÖBEL-Geschäftsführer Stefan Spieker gratulierte im Herbst 15 frisch gebackenen Multiplikatorinnen für Kinderschutz zur erfolgreichen Qualifizierung. (Foto: FRÖBEL e.V.)
FRÖBEL-Geschäftsführer Stefan Spieker gratulierte im Herbst 15 frisch gebackenen Multiplikatorinnen für Kinderschutz zur erfolgreichen Qualifizierung. (Foto: FRÖBEL e.V.)

100 für den Kinderschutz

Bei der Implementierung der Schutzkonzepte in den Einrichtungen kann Fröbel auf starke bestehende Strukturen zurückgreifen. Alle Leitungen und pädagogischen Fachkräfte sind unter anderem durch Fortbildungen für die besondere Bedeutung des Kinderschutzes sensibilisiert und kennen ihre Handlungsmöglichkeiten, die für alle einsehbar im Kinderschutz-Ordner jeder Einrichtung zusammengefasst sind. 

Seit fast zehn Jahren gibt es im Fröbel-Intranet ein Meldesystem für kinderschutzrelevante Ereignisse – eine Meldung aktiviert umgehend Beratung und Unterstützung durch die Fachberatung und das Kinderschutzteam. In den vergangenen drei Jahren absolvierten mehr als 100 pädagogische Fachkräfte die Qualifizierung als Multiplikator:in für Kinderschutz. Sie wirken als Expertinnen und Experten in ihren Kitateams und sind Ansprechpersonen für Kinderschutz in ihren Einrichtungen. Sie werden im Jahr 2023 dabei unterstützen, Beschwerdeverfahren für Kinder in allen Häusern zu etablieren - hier finden Sie ein aktuelles Beispiel aus dem Fröbel-Kindergarten Mäusekiste in Leipzig