Politik und Gesellschaft 26. Oktober 2023 · MWe

Neue Chance für Sprachbildung in Berlin?

Mit dem heute vorgestellten „Kita-Chancenjahr“ könnte sich für viele Familien in der Hauptstadt vieles zum Guten wenden. Ob das gelingt, hängt aber von einem entscheidenden Faktor ab.

Bildquelle: FRÖBEL e.V. / Franziska Werner

Das „Kita-Chancenjahr“ ist das erste große Projekt des neuen Berliner Senats in der frühen Bildung. Heute hat die Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, Katharina Günther-Wünsch, gemeinsam mit Staatssekretär Falko Liecke das Konzept vorgestellt.

Künftig soll an alle Familien in Berlin mit Kindern ab drei Jahren ein Willkommensgutschein für den Kita-Besuch versendet werden. Kinder, bei denen ein Sprachförderbedarf festgestellt wurde, werden künftig zusätzlich mit einem Kombi-Gutschein versorgt, der entweder für die Anmeldung in einer Kita oder für andere Sprachförderangebote genutzt werden kann. Den betroffenen Familien, die sich aktuell noch selbst um die Beantragung eines entsprechenden Gutscheins kümmern müssen, wird so der Zugang zum Kita-System erleichtert. Besonders Familien mit Migrationsgeschichte dürften von dieser Vereinfachung profitieren.

„Endlich erfolgt in Berlin die nötige Kraftanstrengung mit Blick auf frühe Sprachbildung und die Koordinierung bezirklicher Prozesse“, sagt FRÖBEL-Geschäftsführer Stefan Spieker. „Viel zu lange sind Kinder ohne Kita-Platz, bei denen Sprachförderbedarfe festgestellt wurden, einfach zurückgelassen worden. Wenn das neue Konzept aufgeht, wird es sofort auch Auswirkungen auf den Bildungserfolg in unseren Schulen haben.“

Entscheidend dafür ist aber nach wie vor, dass es auch genügend Kita-Plätze gibt. „Gerade in jenen Bezirken, in denen der Anteil an Familien mit Migrationshintergrund hoch, die Teilhabequote an Angeboten der Kindertagesbetreuung aber gering ist, könnten die Platzkapazitäten knapp werden“, erklärt Stefan Spieker. „Hier muss man sicherstellen, dass vor allem Kinder mit Sprachförderbedarf einen Kita-Platz erhalten – denkbar wäre ein Pakt mit Trägern, die sich vorrangig um die Aufnahme dieser Kinder kümmern wollen. Auch eine finanzielle Anreizstruktur könnte dazu beitragen, dass die betreffenden Familien nicht erneut durchs Raster fallen.“