Erasmus+ 23. Mai 2024

Überall Kunst: Mit Erasmus+ in Salzburg

Ein Fröbel-Team aus Berlin reiste für eine Woche im Rahmen von Erasmus+ nach Salzburg. Die Reisenden erfuhren, dass die Stadt viel mehr zu bieten hat als Mozart und dass Kunst und Kultur für junge Kinder auch dort nicht selbstverständlich sind, sondern viele engagierte Menschen braucht.

Ein Bericht von Natalie Kronast

Das Reise-Team bestand aus Leiterinnen und Leitern von Berliner Fröbel-Kindergärten, der regionalen Geschäftsleiterin, dem Fachberater und der Leiterin der Abteilung Engagementförderung. Sie alle waren nach Salzburg gekommen auf der Suche nach Impulsen für die Entwicklung einer Fröbel-Kulturregion in Berlin. Im Gepäck hatten sie zahlreiche Fragen wie "Ist in Mozarts Geburtsstadt und der Heimat der Salzburger Festspiele die frühkindliche kulturelle Bildung selbstverständlich? Hat die freie Szene neben der so genannten Hochkultur auch ihren Platz? Wie sieht es in der Praxis aus, was können wir mitnehmen oder auch weitergeben?"

Unsere Erkenntnis: Kunst, Kultur und Musik sind fast überall und ziehen unglaublich viele Menschen an. Neben den großen Akteuren können phantastische Initiativen wachsen, die das Ungewöhnliche ausprobieren und auch die kulturellen Dinosaurier bewegen sich innovativ. Aber auch in Salzburg sind junge Kinder nicht überall selbstverständliche Zielgruppe und in der frühen Bildung gibt es vergleichbare Herausforderungen.

Ein Glücksfall für die Reise war die vorbereitende Unterstützung und Begleitung durch Helga Gruber, früher selbst Theatermacherin in Salzburg und nun engagierte Geschäftsführerin des Vereins KuleKultur. Durch sie lernten wir viele engagierte Menschen kennen, erlebten spannende Praxiswerkstätten zu Musik, Tanz, Museum und Theater, einen intensiven Austausch und überall offene Türen.

Ein Kunstkindergarten von Kindern geplant

Ein Kunstkindergarten muss nicht spektakulär anders aussehen. Das wissen wir aus unseren eigenen Häusern, wo wir tagtäglich Kunst und Kultur (er)leben. Besonders am kommunalen Kunstkindergarten Am Alterbach war aber, dass in seine Planung auch Kinder einbezogen wurden. Das Ergebnis ist ein großes Gebäude mit auffällig hellen Räumen, die die Natur des Gartens hereinlassen, aber auch die Präsenz von Kunstwerken in den großzügigen Flurbereichen. Der Kindergarten kooperiert mit vielen Kultureinrichtungen der Stadt, Projektergebnisse der Kinder werden auch immer wieder dort ausgestellt. Seit 20 Jahren gibt es eine beständige Kulturpartnerschaft mit einem Kindergarten in Slowenien, die Familien besuchen sich jeden Sommer zu gemeinsamen Kulturwochen und regelmäßig treffen sich die Kinder zu digitalen Kinderkonferenzen. Eine eindrucksvolle Partnerschaft. Vielleicht gibt es noch Kapazitäten für eine Kooperation mit Berlin? Das wäre schön.

Kunst darf auch für die Jüngsten Kunst sein

Ein Theater, in dem fast alle Stücke für einjährige Kinder sind - und das auch Erwachsene anspricht und fasziniert? Das Toihaus Theater möchte Theaterkunst für alle Altersgruppen machen, ohne theaterpädagogische Vermittlung. Wir durften an einer Aufführung des Stücks „Spieltöne“ teilnehmen, in dem zwei Künstlerinnen zusammen mit dem jüngsten Publikum knetbares Material: erforschen und entdecken. In einem Theaterworkshop konnten wir dann selbst erproben, wie gut sinnliche Erfahrung und Bewegung ganz ohne Sprache funktionieren. Im Hinblick auf die Ersthaftigkeit der Theaterkunst für die Jüngsten können sich unsere Theater noch einiges abschauen.

Auch im Museum der Moderne sind Kinder vor den Originalwerken sehr willkommen. Lernende sind hier vor allem die Museumspädagoginnen und Pädagogen und wir diskutierten gemeinsam, warum es bei manchen Ausstellungen schwerer ist, Zugänge zu finden. Da kann schon der Piepton alter Monitore mit einer Installation eine Herausforderung sein: Wir Erwachsenen hören den gar nicht mehr, für die Kinder ist es unerträglich. Und wie die Berührung von Pflanzen in ein Gemälde übersetzt wird, ist für Jung und Alt gleichermaßen faszinierend.

Die Salzburger Festspiele wiederum sind noch relativ am Anfang, das hat uns erstaunt: Erst seit einigen Jahren werden junge Menschen im Programm jung & jede*r bewusst in den Blick genommen und mit tollen niedrigschwelligen Angeboten in Oper und Konzerte eingeladen bzw. auf dem Land besucht. Nur noch nicht für Kita-Kinder. Hier haben wir unsere Kooperationserfahrungen mit der Deutschen Oper in Berlin oder der Komischen Oper geteilt, dass Musiktheater sehr gut für die Jüngsten funktioniert. Der Blick hinter die Kulissen des Festspielhauses, die riesige Bühnenwelt, das Einspielen eines Pianisten im leeren Konzertsaal und die Fast-Begegnung mit einer berühmten Opernsängerin waren natürlich ganz für sich stehend enorm eindrucksvoll.

In der ganzen Stadt begegnen uns Kunst und Kulturgeschichte, entsprechend vielseitig wurde am Ende der Reise die Frage beantwortet, was wir unseren Kita-Kindern in Salzburg zeigen würden und was wir gern mitnehmen möchten: Die Salzburger Burg, den Kunstkindergarten, die Fortbildnerinnen, die 50 Klaviere aus dem Mozarteum, das Spielzeugmuseum, der Dunkelklangraum in Mozarts Geburtshaus... Hier knüpfen wir an und begeben uns in Berlin verstärkt auf die Suche.

Denn uns wurde auch bewusst. Berlin ist groß und anders, die Angebote sind vielleicht etwas schwerer zu finden, aber es gibt sie und alle Einrichtungen haben einen tollen Weg eingeschlagen. Außerdem nehmen wir das Motto „Spielen heißt verändern“ der aktuellen Ausstellung im Museum der Moderne mit:  Wir wollen das Erlebte und Gesehene an die Kolleginnen und Kollegen weitergeben, das schon Vorhandene in unserer künstlerischen und kulturellen Arbeit anreichern und spielerisch in den Kita-Alltag integrieren.