„Defizite sollten gar nicht erst entstehen“
Laut der neuen IGLU-Studie weisen viele Viertklässler in Deutschland erhebliche Defizite beim Lesen auf. FRÖBEL engagiert sich dafür, dass es bei Kindern gar nicht erst soweit kommt.
Es ist eine weitere schlechte Nachricht für das deutsche Bildungssystem. Die gestern veröffentlichte internationale Vergleichsuntersuchung IGLU 2021 belegt, dass die Lesekompetenz der Viertklässler deutlich gesunken ist – insgesamt landet Deutschland nur auf einen mittleren Platz unter den teilnehmenden Staaten. Rund ein Viertel der Schülerinnen und Schüler erreicht in der Bundesrepublik nicht die Mindeststandards, die es für eine erfolgreiche weitere Schullaufbahn bräuchte. Und: Die Unterschiede zwischen starken und schwächeren Schülern sind bei uns besonders markant – kein gutes Zeugnis für die Bildungs- und Chancengerechtigkeit in unserem Land.
Die Professorin an der TU Dortmund Nele McElvany war für den deutschen Teil der Vergleichsuntersuchung verantwortlich. Als Konsequenz aus den Ergebnissen fordert sie neben weiteren Maßnahmen auch eine qualitativ hochwertige Förderung in der Kita. Zudem weist sie auf die Bedeutung einer systematischen Diagnostik und ihrer Verknüpfung mit einer zielgerichteten, individuellen Förderung hin. Hier setzt ein aktuelles FRÖBEL-Pilot-Projekt an. Ziel ist es, Sprachstände zunächst in ausgewählten FRÖBEL-Kindergärten künftig mithilfe des Erhebungstools BaSiK zu erfassen. Die Fachkräfte können dann mit passenden Sprachbildungsangeboten für jedes Kind reagieren.
Wie künstliche Intelligenz bei der Früherkennung von Sprachförderbedarfen und bei der Kommunikation mit Familien in anderen Sprachen helfen kann, ist Gegenstand unserer Forschungsprojekte mit der Klett Lernen und Information GmbH und dem Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie sowie dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Denn gute Sprachbildung setzt oftmals voraus, dass Kitas Eltern als Bildungspartner gewinnen – egal welche Familiensprache zuhause gesprochen wird.
FRÖBEL-Geschäftsführer Stefan Spieker sieht die Kitas als zentrale Bildungsorte mit weitreichender Wirkung in die Bildungsbiografien der betreuten Kinder: „Defizite sollten bei essentiellen Kompetenzen wir dem Lesen gar nicht erst entstehen. Als Industrienation dürfen wir doch eigentlich nicht zulassen, dass unsere Kinder irgendwann in der Schule irgendetwas aufholen müssen oder ihre Schullaufbahn schon mit einem Nachteil beginnen. Dieser Verantwortung wollen wir uns als Kita-Träger stellen – aber ich sehe uns hier als Gesellschaft auch insgesamt in der Pflicht.“
FRÖBEL hat deshalb in den letzten Monaten und Jahren zahlreiche weitere Initiativen für frühe Sprach- und Leseförderung auf den Weg gebracht. Ganz aktuell ist das Projekt „Vorlesen in allen Sprachen“ in dem sich ein breites gesellschaftliches Bündnis aus Zivilgesellschaft und Wirtschaft dafür einsetzt, dass Familien Kinderbücher in ihren Familiensprachen zugänglich gemacht werden. Denn zu gelungener Sprachbildung gehört auch die Wertschätzung der verschiedenen Familiensprachen. Genau das bildet auch die Grundidee für unsere Kinderbücherboxen, in der wir Kindern, Eltern und der gesamten Nachbarschaft Bücher in vielen Sprachen kostenlos zur Verfügung stellen.