Bildung für nachhaltige Entwicklung 23. Juni 2023 · jmei

Eine Frage der Haltung

Welche Vernetzungsmöglichkeiten bietet das Umfeld, welche Synergien können entstehen, um Kita als einen nachhaltigen Bildungsort zu gestalten? Darum ging es in unserem zweiten Teil des FRÖBEL-LABs BNE in Köln.

An verschiedenen Teststationen setzten sich die Lab-Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Ressourcenschutz auseinander. © FRÖBEL e. V. / Silke Drane

Wie kann BNE nachhaltig in Kitas etabliert werden? Und wie schaffen wir es, dass der Bildungsort Kita als Institution ressourcenschonend agiert? Basierend auf Erkenntnissen aus dem ersten Teil des FRÖBEL-Labs „Bildung für nachhaltige Entwicklung - Gestalter*innen der Zukunft“, ging die Gruppe nun in die Ausarbeitung konkreter Umsetzungsideen. Dabei spielt das Thema Ressourcenschutz und Vernetzung – auch auf Organisationsebene - eine wegweisende Rolle.

Die rund 20 Teilnehmenden von FRÖBEL kamen aus dem gesamten Bundesgebiet und setzten sich aus unterschiedlichen Fachrichtungen zusammen. So konnten sie die Vielschichtigkeit des Themas aus unterschiedlichen Blickrichtungen erfassen.

Der erste Impulsvortrag kam von Dr. Martin Hellwig, Leiter des Instituts für Nachhaltigkeitsbildung. Er machte deutlich, dass Nachhaltigkeit viele Aspekte umfasse, die sich teilweise sogar gegenseitig ausschließen:

„Es gibt nicht den einen Weg zu mehr Nachhaltigkeit, da man jede Handlung immer aus verschiedenen Blickrichtungen betrachten kann: Möchte ich, dass der Wein, den ich kaufe, unter fairen Bedingungen produziert wurde und nehme dafür einen höheren CO2-Fußabdruck in Kauf? Oder entscheide ich mich für den Wein aus der Region, der zwar keinen langen Lieferweg zurücklegen muss, dafür aber beispielsweise nicht aus dem Bioanbau stammt.“

Er ermutigte die Teilnehmenden, dem Thema angstfrei und positiv zu begegnen und den Fokus darauf zu lenken, was man im Kleinen bewegen kann. „Insbesondere im pädagogischen Bereich brauchen Kinder Mutmacher:innen und positive Vorbilder, die Routinen hinterfragen, eine offene Fehlerkultur und Reflexion (vor-)leben und den Willen zeigen, die eigene Handlung und Haltung zu hinterfragen.“, so Hellwig.

Inspiration und Vernetzung. Wenn der Funke überspringt …

Kreative Workshopstationen und die Besuche im Ehrenwerk (einem Repaircafé und Makerspace), dem Fröbel-Fantasielabor sowie dem Fröbel-Kindergarten Eifelstraße begeisterten die Teilnehmer:innen und lieferten nützliche Tipps, wie man sich für und mit seinen Ideen vernetzen kann.

Einfach mal machen sei oftmals ein sinnvoller erster Schritt und gar nicht so schwer, wie es vielleicht scheint - so die Devise von Felix vom Repaircafé Ehrenwerk der eva gGmbH. In der offenen Werkstatt bestätigte sich das theoretische Wissen durch die Erfahrung vor Ort: Es braucht Vorbilder mit einer offenen Haltung für einen Perspektivwechsel. Die Frage „Was ist kaputt?“ begleitete die Gruppe und es verfestigte sich die Einsicht, dass Dinge zu reparieren statt sie wegzuwerfen ein klarer Bildungsauftrag und weniger ein Projekt sei, das zusätzlich im pädagogischen Alltag läuft. „Was zählt, ist der Wille und der Moment der Reflexion über den Wert einer Sache. Das mag einfach klingen, ist aber ein großer Schritt in einer Wegwerf- und Konsumgesellschaft, in der die Kultur des Erhaltens und Reparierens nur noch wenig Vorbilder hat.“, so Arnd Kortwig, Geschäftsleiter der Region Köln, der die Gruppe begleitete.

Mit dieser Aufbruchstimmung ging es dann in die konkrete Planungsphase, welche Projekte in den Einrichtungen umgesetzt werden sollen. In Kleingruppen wurden dafür Konzepte entworfen und den Teilnehmer:innen am Ende des Workshops präsentiert:

  • Eine Gruppe adaptierte das Model des Repaircafés für den Kitabereich und will Familien, Unternehmen sowie weitere Akteur:innen aus dem Umfeld vernetzten, um diese Haltung vorzuleben und eine Plattform des Ausprobierens zu bieten
  • Kinderkunst sichtbar machen – das plant eine zweite Gruppe. Ziel ist es, Stimmen der Kinder in der Gesellschaft hörbar zu machen, ihre Ansichten und Meinungen wertzuschätzen zum Beispiel, indem sie mehr Mitgestaltungschancen und Mitspracherechte bekommen, was Kunst ist und was ihren Wert ausmacht. Dabei spielen der Aspekt der sozialen Teilhabe und Partizipation eine wesentliche Rolle.
  • Die dritte Gruppe suchte nach praktikablen Lösungsansätzen, Essensreste zu reduzieren und somit unsere natürlichen Ressourcen zu schonen. Dazu braucht es eine gute Vernetzung zwischen Küchenpersonal, pädagogischen Fachkräften, den Kindern und auch ihren Familien. Das Thema ist eng gekoppelt an die Themen Ernährungs- und Gesundheitsbildung sowie Umwelt- und Ressourcenschutz. Hier kann jeder Einzelne einen kleinen Beitrag leisten, der großes bewirkt.